50 Jahre Public Eye
Seite zum 50-Jahr Jubiläum, 21.4.2018
Public Eye ist 1968 als «Erklärung von Bern» entstanden und basiert auf dem gleichnamigen Manifest über «die Schweiz und die Entwicklungsländer», das von reformierten Kreisen formuliert wurde. Die 1000 Erstunterzeichnenden verpflichteten sich darin unter anderem, fortan 3 Prozent ihres Einkommens für die Entwicklungszusammenarbeit zu spenden und unterstrichen damit die politische Forderung des Manifests an den Bundesrat. 1971 konstituierte sich aus der Bewegung ein Verein, der heute 29‘000 Mitglieder zählt.
Globale Gerechtigkeit beginnt bei uns
Seit der Gründung handelte Public Eye nach dem Grundsatz: «Es geht nicht so sehr darum, mehr zu geben, als weniger zu nehmen». Mit dem Direktimport von Kaffee aus Tansania («Ujamaa») und über 250‘000 verkauften «Jute statt Plastik»-Taschen etablierte sich die Organisation in den 70er Jahren. In den 80er und 90er Jahren engagierte sich der Verein stark für die Rückgabe der Marcos-Gelder und einen sauberen Finanzplatz. Die Kampagne zu «medi-minus» und das entsprechende Buch, das sich 50‘000 Mal verkaufte, brachten Licht in die Pharmabranche und die mangelnde Wirksamkeit von Medikamenten. Der Kampf gegen zerstörerische Mammutprojekte - wie der Drei-Schluchten-Damm in China oder der Ilisu-Staudamm in der Türkei - war Arbeitsschwerpunkt um die Jahrtausendwende.
Zu den wichtigsten Erfolgen der letzten Jahre gehören:
- Lancierung und Einreichung der Konzernverantwortungsinitiative mit einer breiten Zivilgesellschaftlichen Koalition. Public Eye steuerte über 40‘000 Unterschriften bei und engagierte sich als Mitglied des Initiativkomitees intensiv in der Abstimmungskampagne. Die Initiative wurde 2020 knapp angenomme, scheiterte jedoch am Ständemehr - und ging als Volksinitiative damit in die Geschichte ein.
- Der Bericht Dirty Diesel von 2016 zeigte auf, wie Schweizer Rohstoffhandelsfirmen Afrika mit giftigem Treibstoff fluten. Unsere Enthüllungen alarmierten die Länder der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) und trugen zu deren Entscheidung bei, den Schwefel-Grenzwert für importierten Treibstoff drastisch zu senken.
- Erstmalige Thematisierung der Rolle der Schweiz als wichtigste Rohstoffhandelsdrehscheibe mit dem Buch «Rohstoff - das gefährlichste Geschäft der Schweiz» (2011). Forderung nach einer Rohstoffmarktaufsicht ROHMA im 2014.
- Diverse erfolgreiche Einsprachen gegen Patente auf traditionelles Wissen (Pelargonium-Patent 2010) und Patente auf Leben (Monsanto-Melone 2016) am Europäischen Patentamt.
- Beitritt von Outdoorkleider-Firmen wie Mammut, Jack Wolfskin oder Odlo zur Fair Wear Foundation.
- Mehrere erfolgreiche Kampagnen zu den Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie mit entsprechenden Firmenbefragungen (Öffentliche Beschaffung 2012, «Made in Europe» 2014, Schuhe 2016, Existenzlöhne 2019).
- Aufdecken der Missstände bei klinischen Versuchen von Medikamenten und der mangelnden Kontrolle durch die Behörden in der Kampagne 2013 und weiteren Recherchen im 2016.
- Informieren der Öffentlichkeit, dass in ihrer geliebten Schokolade oft Kinderarbeit steckt und wo sie die fairsten Alternativen finden (Firmenbefragung und Kampagnen im 2009 und 2013).
- Die Public Eye Awards rücken 2005 – 2015 die fehlende Unternehmensverantwortung internationaler Konzerne ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
- Zur Feier des 50-Jahr-Jubiläums hat Public Eye den «Investigation Award» geschaffen. Dieser Preis soll die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten und NGOs unterstützen, die das Treiben von Schweizer Unternehmen in benachteiligten Ländern und dessen Folgen untersuchen – sei es im Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen, illegale Finanzströme oder Umweltschäden.
Zahlreiche Organisationen und Netzwerke wurden von Public Eye in den letzten 50 Jahren mitgegründet und initiiert:
National:
- «3-Welt-Läden» (zuerst OS3, jetzt claro) in der Deutschschweiz und «Les Magasins du Monde» in der Romandie (1977)
- Arbeitskreis für Tourismus & Entwicklung (akte) (1977)
- Aktion Finanzplatz Schweiz (2012 wieder in Public Eye integriert) (1978)
- Kinderbuchfonds Baobab (1983)
- Solifonds (1983)
- Fraueninformationszentrum FIZ (1985)
- Alternative Bank ABS (1990)
- Der andere Literaturklub (Schweizer Präsenz, heute von artlink betreut)
- Festival International de Films de Fribourg (FIFF) (1980)
- Fédération genevoise de coopération (FGC)
- Clean Clothes Campaign Schweiz (von Public Eye seit Beginn koordiniert und geleitet) (1999)
- Recht ohne Grenzen
- Konzernverantwortungsinitiative (2015)
International:
- Tax Justice Network (Steuersysteme) (2003)
- BankTrack Network (Finanzinstitutionen) (2004)
- No Patents on Seeds (Patente)
- APREBES (Association for Plant Breeding for the Benefit of Society)
- Voice (Kakao)