Fürstlicher Profit auf Kosten indischer Reisbauern
24. September 1999
Fürst Hans-Adam II ist Vorsitzender von RiceTec Liechtenstein, deren Tochterfirma in Texas seit 1997 das Basmati-Patent besitzt. Die Vertreter der genannten Organisationen forderten den Fürsten auf, auf das Patent, sowie auf den weiteren Gebrauch des Namens "Basmati" freiwillig zu verzichten. Beim Basmati-Patent handelt es sich um die unrechtmässige Aneignung des geistigen Eigentums indischer und pakistanischer Reisbauern, die mit jahrhundertelanger Zuchtarbeit Basmati zu einem aromatischen Reis geformt haben, welcher auf den Weltmärkten Spitzenpreise erreicht.
Das Keimplasma, welches RiceTec für seine Züchtung benutzt, stammt ursprünglich aus Indien und wurde den Züchtern nie vergütet. In den 70er Jahren sammelte das internationale Reisforschungsinstitut (IRRI) in einer weltweiten Kampagne unterschiedliche Reissorten aus der ganzen Welt, um das längerfristige Überleben der wichtigsten Nutzpflanze zu sichern. Eine Kopie der Sammlung wurde in der amerikanischen Samenbank in Fort Collins aufbewahrt, aus der RiceTec die Samen erhielt und sie an die amerikanischen Anbaubedingungen anpasste.
RAFI hat einem angesehenen Labor den Auftrag gegeben, eine DNA-Analyse des RiceTec Produktes vorzunehmen und es mit Beständen der Reis-Samenbanken in Fort Collins und den Philippinen zu vergleichen. Eine Vorprüfung hat ergeben, dass es sich bei den RiceTec-Produkten vermutlich bloss um eine Mischung von traditionellen Basmativarietäten aus Indien und Pakistan handelt. "Falls keine grundlegende Züchtungsarbeit erbracht wurde, muss dass Patent zurückgezogen werden" forderte Hope Shand von RAFI an der Pressekonferenz in Zürich.
Doch auch unabhängig von der Herkunft des Keimplasmas ist die Benützung des Namens "Basmati" für das amerikanische Produkt ein Skandal. Obwohl mehrere Länder (wie zum Beispiel Grossbritannien und Griechenland, aber auch die Firma Uncle Ben’s) unter dem Namen Basmati nur Reis aus Indien oder Pakistan akzeptieren, versucht RiceTec weiterhin, den Markt mit eigenem Basmati zu durchdrängen – in den USA mit grossem Erfolg. Leidtragende bei diesem Wettkampf sind die Reisbauern aus Indien und Pakistan, welche die unbezahlte Vorarbeit geleistet haben, nun aber auf dem Exportmarkt konkurrenziert werden. Ein Produkt aus Liechtenstein als Champagner oder Scotch-Whisky zu verkaufen, würde sich der Fürst wohl nicht trauen. "Doch auch der Gebrauch von Basmati durch RiceTec verstösst gegen die WTO-Regelung zur geographischen Herkunftsbezeichnung" betont Saman Sahai von der indischen Gene Campaign, mit welcher die erwähnten Organisationen zusammenarbeiten. Nach der Erteilung des Patentes durch RiceTec bildete die indische Regierung eine prominent besetzte Arbeitsgruppe um in Zusammenarbeit mit Pakistan gegen die Aneignung vorzugehen. Mit einer Reaktion von staatlicher Seite ist nach wie vor zu rechnen.
Alle beteiligten Organisationen halten fest, dass es sich beim Basmati-Patent, unabhängig von der Rechstsprechung, schlussendlich um eine moralische Frage handelt. "Der Diebstahl von Basmati-Keimplasma und Basmati-Namen auf Kosten armer Reisbauern passt schlecht zu einem Staatsoberhaupt wie Fürst Hans-Adam II von Liechtenstein, der als Landesvater eines Kleinstaates die Wichtigkeit fairer internationaler Spielregeln eigentlich kennen müsste," sagte François Meienberg von der Erklärung von Bern.
Die Organisationen werden in ihrem Kampf gegen das Patent auch von M.S. Swaminathan, dem ehemalige Generaldirektor des internationalen Reisforschungsinstitutes, Gewinner des World Food Prize und ehemaligen Vorsitzenden der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt: "Der Verkauf von "American Basmati" wird die limitierten Möglichkeiten für den Export landwirtschaftlicher Produkte armer Entwicklungsländer noch gänzlich zerstören. Ich hoffe, dass der Fürst daran nicht teilhaben wird", schrieb Swaminathan in einer Stellungnahme zu Handen der beteiligten Organisationen.