Public Eye 3.0: Mit Werbeparodien und OpenLeaks gegen skrupellose Konzerne
10. Januar 2011
Die Online-Abstimmung übers übelste Unternehmen des Jahres läuft ab heute bis 27. Januar. Auf der diesjährigen Shortlist stehen die sechs skandalösesten Fälle, welche eine Fachjury aus über 30 Nominationen von Nichtregierungsorganisationen ausgewählt hat. Die taiwanesische Foxconn etwa produziert High-End-Elektronik für Apple, Dell, Nokia und andere Weltmarken. Aufgrund miserabler Arbeitsbedingungen und Entlöhnung in den gigantischen chinesischen Fabriken nahmen sich 2010 mindestens 18 Arbeiter das Leben. Der Schweizer Stromversorger Axpo wiederum bezieht Uran aus der russischen Wiederaufbereitungsanlage Majak und hat dies jahrelang verschleiert. Majak gilt als verstrahltester Ort der Welt mit überdurchschnittlichen Krebsraten und Fehlgeburten.
Zur Wahl steht auch der südafrikanische Bergbaukonzern AngloGold Ashanti, weil er beim Goldabbau in Ghana seit Jahren Land und Leute vergiftet und „Verdächtige“ durch Sicherheitsleute foltern lässt. Und die finnische Neste Oil verkauft unter der irreführenden Bezeichnung „Green Diesel“ europaweit Biosprit aus Palmöl, was in Südostasien immer mehr Landvertreibung und Regenwaldzerstörung zur Folge hat. Fünfter Kandidat ist der US-Zigarettenproduzent Philip Morris mit Lausanner Hauptsitz wegen seiner Klage gegen Uruguays neues Raucherschutzgesetz. Aufgrund eines Schweizer Abkommens mit Uruguay wird so ein Exempel statuiert, das die Interessen der Tabakindustrie höher gewichtet als die Gesundheitspolitik der Entwicklungsländer. Komplettiert wird das Gruselkabinett unternehmerischer Skrupellosigkeiten durch den britischen Energiemulti BP, dessen Öldesaster im Golf von Mexiko elf Menschen das Leben kostete und längerfristig riesige Zonen des Ozeans abtöten wird.
Statt in einer Verleihungszeremonie beleuchtet das WEF-kritische Public Eye verantwortungsloses Konzernverhalten diesmal im Rahmen einer internationalen Medienkonferenz. Dort werden die Empfänger des Global Award (Jurypreis) und des People’s Award (Publikumspreis) „geehrt“. Zudem gibt Richard Howitt, britischer EU-Abgeordneter und CSR-Sondergesandter, einen Überblick über die neusten politischen Entwicklungen im Bereich der Corporate Social Responsibility (CSR) auf globaler und europäischer Ebene. Und Daniel Domscheit-Berg, der im September 2010 bei WikiLeaks ausgestiegen ist, präsentiert mit OpenLeaks die konsequente technische und politische Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee eines möglichst effizienten und transparenten Whistleblowing-Service.