„Agropoly“: EvB analysiert und kritisiert die Konzentration im Nahrungsmittelsektor
29. Juni 2011
Ob Saatgut, Tierzucht, Pflanzenschutz, Verarbeitung oder Vertrieb: Unsere Nahrung wird heute von einer Handvoll Unternehmen kontrolliert. Die fortschreitende Industrialisierung der Produktion von Lebensmitteln bedroht jedoch Menschen wie Umwelt, denn eine nachhaltige Landwirtschaft baut auf lokaler Produktion auf und bezieht Kleinbauern, die heute häufig die ersten Hungersnotopfer im globalen Süden sind, politisch und praktisch mit ein.
Auch in der nördlichen Hemisphäre zeitigt die Kontrolle der gesamten Wertschöpfungskette durch wenige Konzerne üble Konsequenzen, wie die immer häufigeren Lebensmittelskandale zeigen. Alarmierend ist auch, dass etwa der Schweizer Detailhandel nicht weiss, aus welchem Saatgut seine Früchte und Gemüse sind. Dieser Mangel an Transparenz erweist sich für Konsumierende wie auch das öffentliche Gesundheitswesen zunehmend als Problem.
Die drei grössten Saatgutfirmen beherrschen heute die Hälfte des Weltmarkts. Konkret stammt zum Beispiel eine von sieben Tomaten vom Basler Agrochemieriesen Syngenta. Durch die auf immer mehr Bereiche ausgedehnte Tätigkeit der Marktführer entstehen lukrative Synergien -- beispielsweise zwischen Saatgut und chemischen Pflanzenschutzmitteln. So ist Syngenta, weltweite Nummer 1 der Pestizidproduktion, auch drittwichtigster Saatgutproduzent und besitzt zudem zahlreiche Patente auf Nutzpflanzen.
Obwohl 85 Prozent aller Lebensmittel lokal verbraucht werden, übt der Welthandel mit Agrarrohstoffen einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensmittelpreise aus. Der UNO-Sonderberichterstatter für das das Recht auf Nahrung, Olivier de Schutter, prangert diese zur Spekulation einladenden Preismechanismen als Hauptursache für die vielerorts grassierenden Hungersnöte und den steigenden Druck auf Kleinbäuerinnen an. De Schutter ruft die Staaten auf, die ungerechten Geschäftspraktiken in diesem besonders heiklen Wirtschaftsbereich besser zu kontrollieren und gegen Spekulantentum vorzugehen.
Die Broschüre Agropoly: Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion kostet 6 Franken und kann bei info[at]evb.ch bestellt werden. Medienschaffende erhalten auf Wunsch ein Gratisexemplar.
Weitere Informationen:
- Thomas Braunschweig, Handelsexperte der Erklärung von Bern, Tel. 044 277 70 11, trade[at]evb.ch