Aufwachen – Es riecht nach Gentech-Kaffee
13. September 2001
Die Kirschen des Kaffeestrauchs reifen normalerweise zu unterschiedlichen Zeiten und müssen deshalb von Hand gepflückt werden. Eine Arbeit, die Millionen von Kleinbäuerinnen und Kaffeepflückern in den Ländern des Südens das Überleben sichert. 70% der weltweiten Kaffeeproduktion wird auch heute noch von Kleinbauern produziert. Bei dem von der US-Firma International Coffee Technologies Inc. (ICTI) entwickelten Gentech-Kaffee wird der natürliche Reifeprozess „abgeschaltet“ und wird nur dann wieder in Gang gesetzt, wenn der Kaffeeestrauch mit der Chemikalie Ethylen besprüht wird. Dies führt dazu, dass alle Kirschen gleichzeitig reifen und somit auch gleichzeitig, maschinell gepflückt werden können.
Der Gentech-Kaffee wird so die Arbeitskosten grosser Industrieplantagen markant senken und den Gewinn steigern. Dieser Gewinn wird auf Kosten der Kleinbauern und der Kaffeepflückerinnen gehen, welche aus dem Markt gedrängt und in die Armut getrieben werden. Die Konsumenten werden dadurch weder einen besseren Kaffee kriegen, noch werden sie einen spürbaren Preisvorteil erhalten, da die Arbeitskosten bereits heute bloss einen Bruchteil des Kaffeepreises ausmachen.
Der Gentech-Kaffee ist noch nicht auf dem Markt. SWISSAID und die Erklärung von Bern fordern die grossen Kaffeeverkäufer der Schweiz aus dem Gastrobereich wie auch aus dem Lebensmittelhandel, auf, sich bereits jetzt von einer späteren Einführung des Gentech-Kaffees zu distanzieren. Mit einer eindeutigen Botschaft von Seiten des Handels und der Konsumenten, kann eine Markteinführung des Gentechkaffees verhindert werden. In England, wo dieselbe Kampagne bereits im Mai dieses Jahres vom Hilfswerk Action Aid gestartet wurde, hat die grösste Café-Kette des Landes, „Costas“, ihren Verzicht auf den Gentech-Kaffee bereits bekantgegeben.
Als Alternative zum Gentech-Kaffee und als Unterstützung der Millionen von Kaffeekleinbauern und Pflückerinnen, die unter den extrem tiefen Weltmarktpreisen für Kaffee leiden, fordern SWISSAID und die Erklärung von Bern von Grossverteilern, Lebensmittelläden und Restaurationsbetrieben die Aufnahme von mindestens einem fair gehandelten Kaffee mit dem Max Havelaar Gütesiegel in ihr Sortiment. Der faire Handel garantiert existenzsichernde Preise für die Produzenten, faire Löhne für die Landarbeiterinnen und gentechfreie Produkte.