Boykottaufruf in Grossbritannien gegen Triumph, Schweizer Kampagne hält an Rückzug aus Burma fest
27. November 2001
Die Schweizer Firma Triumph International verhandelte im Jahre 1996 mit dem Militärangehörigen Oberst Aung Sann über eine neue Produktionsstätte in Burma (Myanmar). Im Jahre 1997 wurde dann in der Industriezone von Pyinmapin in der Nähe der Hauptstadt Rangun die Produktion von Damenunterwäsche aufgenommen. Gemäss der heute veröffentlichten Pressemitteilung der britischen Burma-Solidaritätsbewegung (Burma Campaign UK) wurden damals in demselben Industriegebiet Zwangsarbeiter eingesetzt, um beispielsweise elektrische Anlagen in den Fabriken zu installieren. Dabei berufen sie sich auf Augenzeugenberichte aus Kanada. Ein Bericht der BBC aus dem Jahre 1997 zeige wie auch Kinder am Ausbau von Fabrikanlagen in dieser Industriezone beteiligt waren. Die Burma-Campaign UK ruft deshalb zu einem Boykott aller Triumph-Produkte auf.
Die CCC, in der Schweiz getragen von Brot für alle, der Erklärung von Bern und Fastenopfer, setzt sich ein für gerecht produzierte Kleider und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Die CCC ist im Januar 2001 der Aufforderung des exilierten burmesischen Gewerkschaftsbundes (FTUB) nachgekommen und hat die Firma Triumph aufgerufen, sämtliche Geschäftsbeziehungen mit Burma abzubrechen. Im Interesse der weltweit rund 35‘000 Beschäftigten der Firma Triumph in vielen Ländern Asiens forderte die CCC den Unterwäschekonzern auf, einen vollständigen sozialen Verhaltenskodex für alle Produktionsstätten einzuführen. Da das Engagement in der Militärdiktatur Burma problematisch ist, hält die CCC an diesen Forderungen fest. In den Niederlanden sind sogar die Branchenvertreter von sich aus aktiv geworden: aus Angst vor negativen Schlagzeilen hat die Bodyfashion, der Verband der Unterwäschefirmen, die Firma Triumph International von ihrem Werbeanlass - der “Nacht van der Lingerie” - kurzerhand ausgeschlossen.
Bericht der ILO-Mission
Dass die Anwendung der Zwangsarbeit unter der Militärjunta in Burma bis heute Realität ist, hat erst vor kurzem die Mission der Internationalen Arbeitsorganisation der UNO (ILO) in ihrem Bericht festgehalten. Erstmals in der 82-jährigen Geschichte verhängte die ILO Sanktionen gegen ein Land. Vergangenen September und Oktober gelang es Menschenrechtsbeobachtern der ILO erstmals, ins Land zu gelangen. Die Berichte dieser hochkarätigen Delegation lassen keinen Zweifel zu: Burma ist nach wie vor weit davon entfernt, die Menschrechte zu garantieren und ein demokratisches Land zu werden.
Haltung des Bundesrates
Der Schweizer Bundesrat hat in seinem Beschluss vom 2. Oktober 2000 alle Unternehmen aufgefordert, ihre Beziehungen mit Burma zu überprüfen. In der Fragestunde des Nationalrates vom 24. September 2001 fragte die Grüne Nationalrätin Catherine Ménétrey-Savary (VD) nach, wie sich der Bundesrat zu den Geschäftspraktiken von Triumph International stelle, welche in Burma ”auf Armeegelände eine Produktionsanlage betreibt”. Volkswirtschaftsminister Pascal Couchepin betonte zwar seine Missbilligung der Militärjunta. Er wies jedoch darauf hin, dass die Sanktionen der Schweiz (wie der EU) die Investitionen nicht direkt betreffen würden. Der Bundesrat wolle die “Wahlfreiheit” der Konsumentinnen und Konsumenten nicht einschränken. Anders verhält sich beispielsweise Australien: Aufgrund des generellen Importverbotes für Güter aus Burma musste Triumph Australien ihre Lieferungen aus Burma einstellen.