Chevron kassiert den Public Eye Lifetime Award und The Yes Men beerdigen den „Ungeist von Davos“

Vor den Toren des Weltwirtschaftsforums (WEF) haben die Erklärung von Bern (EvB) und Greenpeace Schweiz heute Chevron zum unverantwortlichsten Unternehmen der vergangenen zehn Public Eye-Jahre gekürt. Der US-Ölkonzern erhielt die meisten der knapp 64'000 abgegebenen Online-Stimmen, gefolgt von Glencore und Walmart. An der Abschiedsveranstaltung des legendären WEF-Gegengipfels sagten die Protestsatiriker The Yes Men, freiwillige Unternehmensverantwortung wirke in der Wirtschaftswelt etwa so „wie ein Wundverband auf einem abgeschlagenen Kopf“ – nämlich gar nicht.

Am 16. und letzten Public Eye in Davos hat die internationale Web-Community den Energiekonzern Chevron wegen der Ölpest in den teils noch unberührten Urwäldern im Norden Ecuadors mit dem Lifetime Award prämiert. In seiner Laudatio empörte sich Paul Paz y Miño von der nominierenden US-Organisation Amazon Watch besonders über „Chevrons Weigerung, der 2013 erfolgten Verurteilung zur Zahlung von 9,5 Milliarden Dollar Schadenersatz und Reinigungskosten endlich Folge zu leisten. Stattdessen zögern ihre Anwälte und PR-Berater seit 20 Jahren die Gerechtigkeit und damit das Leid der über 30'000 betroffenen Menschen immer weiter hinaus“, so Paz y Miño. Amazon Watch will den Verantwortlichen von Chevron ihren Lifetime Award am kalifornischen Firmenhauptsitz überreichen.

In ihrem weltexklusiven „WEF-Requiem“ sagten The Yes Men, dass „öffentlich-private Partnerschaften, wie sie in Davos gefordert und gefördert werden, nicht Teil der Lösung, sondern Teil epochaler Probleme wie der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und des drohenden Klimakollaps“ sind. Verkleidet als Totengräber forderten die US-Superstars der globalisierungskritischen Bewegung: „Wir müssen die Wirtschaftsführer dazu zwingen, die für alle richtigen Dinge zu tun, statt uns weiter auf ihren guten Willen zu verlassen.“ Und der deutsche Europaparlamentarier und Attac-Mitgründer Sven Giegold sagte in seiner Keynote: "Wenn das Public Eye schon sterben muss, so sollte es am G20 Gipfel wiederauferstehen."

15 Jahre lang sorgte das Public Eye für eine innovative Gegenöffentlichkeit zum WEF, zehn davon mit seinen stilbildenden Negativpreisen für die gravierendsten Fälle von Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen durch Unternehmen. Hauptgrund für den Abschied von EvB und Greenpeace aus Davos ist die Ankunft einer viel breiteren zivilgesellschaftlichen Allianz in Bundesbern: Mit der Lancierung einer Volksinitiative, die rechtlich verbindliche Regeln für die weltweite Respektierung von Menschenrechten und Umwelt durch Schweizer Unternehmen erreichen will, ist die politische Kernforderung des Public Eye nun auf gutem Weg.

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Oliver Classen, EvB-Mediensprecher, oliver.classen(at)evb.ch, +41 (0)44 277 70 06