Chinesische Spielzeugfabriken: Ball liegt weiter bei Schweizer Firmen
28. November 2006
Diesen Herbst führte eine Koalition aus Schweizer Nichtregierungsorganisationen (NGO) eine Umfrage bei führenden Akteuren des hiesigen Spielzeugmarkts durch. Verlangt wurde Auskunft über die Sozialstandards, welche von den Firmen angewendet werden, sowie über bereits getroffene Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Spielwarenfabriken. Bewertet wurden auch die Transparenz und die Kooperation der Firmen mit den Befragern.
Das Positive vorweg: Die meisten Firmen und Verbänden anerkennen die ethischen Probleme mit der Produktion in China, wo 80 Prozent aller weltweiten Spielwaren gefertigt werden. Die Branche hat denn auch einen ernsthaften Dialog mit der Spielzeug-Koalition gestartet und sucht nach geeigneten Lösungen. Die Umfrage zeigt aber auch, dass alle Akteure noch am Anfang ihrer Bemühungen stehen. Der Detailhandel ist zwar einen Schritt weiter als die Markenfirmen, doch die systematische Umsetzung der Mindeststandards steht auch bei ihnen noch aus. Während Migros und Coop beispielsweise auf den BSCI-Standard – ein europäischer Monitoring-Verbund von Grossverteilern – setzen, begnügen sich die meisten Markenfirmen mit dem ungenügenden ICTI-Standard. Diese Differenz ist bedauerlich, weil Detailhandel und Markenfirmen ihre Massnahmen so gegenseitig blockieren. Inakzeptabel hingegen ist, dass Toys R Us und Sombo gar nichts berichten und also alle Probleme weiterhin ignorieren.
Die Erklärung von Bern (EvB), die Fédération romande des consommateurs (FRC), die Gesellschaft Schweizerisch Tibetische Freundschaft (GSTF), die Stiftung für Konsumenten¬schutz (SKS) sowie die Arbeitsgruppe Basel von terre des hommes schweiz haben sich vor einem Jahr zu einer Koalition zusammengeschlossen. Deren Forderungen sind klar: Die Spielzeug-Branche muss einen Standard umsetzen, der die ILO-Kernkonventionen* explizit anerkennt und einen Existenz sichernden Lohn garantiert. Dafür schlägt die Koalition die Durchführung von Ausbildungsprogrammen für die chinesischen Beschäftigten vor mit dem Ziel, dass diese ihre Rechte künftig selbst einfordern können. Die harte Realität der Spielzeugproduktion in China hat in den letzten Jahren immer wieder Schlagzeilen gemacht: Ein Lohn, der keine würdige Existenz ermöglicht, Überstunden am Laufmeter, fehlender Gesundheitsschutz und dazu noch das Verbot, sich zu organisieren und Tarifverträge auszuhandeln.