„Conscious Collection“ von H&M: Ohnmächtige Näherinnen machen Werbung für Existenzlöhne
25. März 2013
Wie „bewusst“ kann eine neue Modelinie sein, deren Herstellerfirma sich nach wie vor weigert, ihren ArbeiterInnen Existenz sichernde Löhne zu bezahlen? „Unsere Kunden zeigen ein zunehmendes Interesse an Nachhaltigkeit und wir wollen, dass sie darauf vertrauen können, dass alles, was sie von uns kaufen, mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt hergestellt wird“, sagt H&M-CEO Karl-Johan Persson. Bloss: Wer mag Persson diese Absicht glauben angesichts hunderter mangelernährter und überarbeiteter Näherinnen, die in Kambodscha reihenweise zusammenklappen? Über diese Zustände aufgeklärte KleiderkäuferInnen gewiss nicht. Deshalb lanciert die EvB eine Werbeparodie, die den stossenden Widerspruch zwischen Anspruch und Realität bei H&M auf den wunden Punkt bringt.
Mit einem Umsatz von rund 20 Mrd. Franken und über 2,5 Mrd. Franken Gewinn (beides 2012) steht H&M besonders in der Pflicht, seinen ArbeiterInnen in Asien endlich genug zu zahlen, damit sie und ihre Familien wenigstens genug zu essen haben. Eine Verpflichtung des Branchenprimus zu Existenzlöhnen hätte Signalwirkung für die gesamte Industrie. In Kambodscha kämpften Gewerkschaften dieser Tage um eine Anhebung des Monatslohns von heute 61 auf 150 Dollar. Am 21. März wurde daraufhin der neue staatliche Mindestlohn von 75 Dollar bekannt gegeben. Laut Schätzung der Asia Floor Wage Alliance bräuchte eine kambodschanische Näherin und ihre Familie zur Existenzsicherung jedoch 274 Dollar – fast das Vierfache des neuen Mindestlohns. Zudem verliert dieser durch die jährliche Inflation ständig weiter an realem Geldwert.
Wie Gap, Levis und Zara gehört H&M zu den Hauptauftraggebern von Kambodschas boomender Textilindustrie. Diese Konzerne haben es also in der Hand, die Arbeits- und Lebenssituation der dortigen Näherinnen endlich zu verbessern. Und wir Konsumierenden haben es in der Hand, durch Unterzeichnung der internationalen CCC-Petition den dafür leider nötigen Druck aufzubauen.