Die Gleichstellung von Frauen und Männern gilt auch für die schweizerische Handelspolitik
7. März 2001
Im November wird in Katar am persischen Golf die vierte WTO-Ministerkonferenz stattfinden. Nach der gescheiterten Konferenz in Seattle soll aufs neue ein Versuch unternommen werden, eine breite Liberalisierungsrunde des Welthandels zu lancieren. Die Erklärung von Bern, der Frauenrat für Aussenpolitik FrAu sowie die NGO-Koordination Post Beijing Schweiz sorgen sich, dass eine solche Runde auf dem Buckel von Frauen ausgetragen wird. 80 Prozent der Ärmsten weltweit sind Frauen.
Die der WTO zugrundeliegende Theorie geht fälschlicherweise davon aus, dass Frauen und Männer von einem liberalisierten Welthandel denselben Nutzen haben. Sie ignoriert damit die Tatsache, dass sich die Voraussetzungen der Frauen von denjenigen der Männer stark unterscheiden. Insbesondere in südlichen Ländern haben Frauen weniger Zugang zu Kredit, Land und Bildung. Ihre Mobilität ist durch Familienverpflichtungen stark eingeschränkt. Ihr Alltag wird von der unbezahlten Arbeit geprägt. «Es ist darum höchste Zeit», fordert Marianne Hochuli von der Erklärung von Bern, «dass das für Handelspolitik zuständige Staatssekretariat für Wirtschaft seco anerkennt, dass Handelspolitik etwas mit der Gleichstellung von Mann und Frau zu tun hat.»
Ökonominnen und Fachfrauen von Frauennetzwerken bezweifeln zunehmend die Aussagekraft der vorherrschenden Wirtschaftstheorie.«Wie kann realitätsgerecht Wirtschaftspolitik betrieben werden, wenn der grössere Teil der menschlichen Arbeit – nämlich die unbezahlte – nicht in Betracht gezogen und zudem als beliebig verfügbar und flexibel angenommen wird?», fragt Mascha Madörin, Ökonomin und Mitglied des Frauenrats für Aussenpolitik.
Die Schweiz ist an der UNO-Frauenkonferenz in Beijing vor fünf Jahren die Verpflichtung eingegangen, bei allen wirtschaftspolitischen Entscheiden das Ziel der Gleichstellung von Männern und Frauen zu berücksichtigen. Den guten Absichten folgten jedoch keine Taten. Das Staatssekretariat für Wirtschaft seco forciert eine möglichst rasche Liberalisierung des Welthandels, obwohl die Auswirkungen der bisherigen WTO-Abkommen auf Männer, Frauen und Kinder noch gar nicht bekannt sind.
Frauen sind zum Beispiel weltweit die bedeutsamsten Nahrungsmittelproduzentinnen. Sie leisten die meiste Arbeit zur Nutzung und zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen und tragen wesentlich zur Ernährung der Familie bei. Auch sie sei eine «Nahrungsmittelproduzentin», meinte die Bäuerin Lisbeth Ulrich, die an der Frauenkonferenz in Beijing teilgenommen hatte und nun der NGO-Koordination Post Beijing angehört. Und sie wisse, wovon sie rede, wenn sie sage, dass diese Arbeit nichts mehr gelte und weltweit so schlecht bezahlt sei, zu einem Stundenlohn, der kaum zum Überleben reiche.
Der NGO-Koordination Post Beijing Schweiz gehören die folgenden Organisationen an:
Frauenstelle für Friedensarbeit cfd, CEVI Schweiz. Kommission für Frauenfragen, Coordination romande Suivi de Pékin, Fraueninformationszentrum FIZ, Frauen + Entwicklung, Frauen für den Frieden, Frauenkirchen-Synode Schweiz, Frauenplenum GR, Frauenrat für Aussenpolitik, FRAP!, Nosotras - Wir Frauen, Pfadibewegung Schweiz PBS, Schweiz. Arbeiterhilfswerk SAH, Schweiz. Landfrauenverband SLFV, Schweiz. Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände SAJV, Schweiz. Kath. Frauenbund SKF, Schweiz. Verband d. Akademikerinnen SVA, Schweiz. Verband alleinerziehender Mütter + Väter SVAMV, Schweiz. Verband für Frauenrechte svf, Schweiz. Vereinigung f. Straflosigkeit des Schwangerschafts-abbruchs svss, Tuluyang Pinoy, vast, WAGGGS alliance F