„Dirty Diesel“: Trafigura ignoriert 20‘000 Proteststimmen, aber Ghana verbessert Schwefelstandards
Zürich/Genf, 7. November 2016
Begleitet von Klängen afrikanischer Trommeln und Dutzenden von AktivistInnen hat Public Eye heute Mittag den Container mit Dreckluft aus Accra und die knapp 20‘000 mal unterzeichnete Petition vor dem Hauptsitz von Trafigura abgeliefert. Diese symbolische „Return to Sender“-Aktion war eine unmissverständliche Einladung an den Schweizer Rohstoffkonzern, seine systematische Ausnutzung lascher afrikanischer Schwefelstandards endlich zu stoppen und – als erster Lieferant von sauberem Diesel und Benzin – seinen Nachhaltigkeitsversprechen endlich Taten folgen zu lassen. Trafigura hat die Petition zwar entgegengenommen, versteckt sich aber weiter hinter der Legalität seines giftigen Geschäftsmodells und der alleinigen Zuständigkeit afrikanischer Regierungen. Mit dieser unethischen Haltung steht Trafigura freilich nicht alleine da: Die von den „Dirty Diesel“-Enthüllungen genauso betroffenen Vitol, Glencore, Addax & Oryx und Mercuria stellen ihre Profitmargen in Afrika ebenfalls über die Gesundheit von Millionen von Menschen.
Während Schweizer Rohstoffunternehmen sich weiter nicht um ihre Verantwortung scheren, haben die politischen Behörden anderer Länder vergleichsweise schnell reagiert. Am weitesten ging bislang Ghanas Regierung, die den nationalen Schwefelstandard nach starken Protesten massiv verbessert hat. Im Rahmen eines vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) organisierten Treffens hat die National Petroleum Authority angekündigt, den staatlich erlaubten Schwefelgehalt für Dieselimporte per März 2017 von 3000 ppm (parts per million = Millionstel) auf 50 ppm zu senken. Der europäische Standard beträgt 10 ppm. Die nationale Raffinerie TOR, welche gerade mal 15 Prozent des Binnenbedarfs deckt, muss ab diesem Termin 500 ppm produzieren und hat bis 2020 Zeit, die für die Qualitätssteigerung auf 50 ppm notwendigen Investitionen zu tätigen.
Die historische Entscheidung von Ghana ist eine gute Vorlage für die anderen westafrikanischen Regierungen, welche sich Anfang Dezember im nigerianischen Abuja treffen, um diese Frage zu diskutieren. Auch in der ARA-Region (Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen), wo die „African Quality“ hauptsächlich produziert wird, hat der „Dirty Diesel“-Report einen politischen Prozess in Gang gesetzt. So erwägt der Amsterdamer Stadtrat diesem illegitimen Schweizer Geschäftsmodell den Riegel zu schieben. Gemeinsam mit seinen afrikanischen Partnern wird Public Eye weiter gegen den Import und Vertrieb toxischer Treibstoffe kämpfen. Die von den skandalösen Doppelstandards profitierenden Rohstoffunternehmen wie auch die Regierungen der produzierenden und importierenden Länder müssen umgehend handeln, damit das Recht auf Gesundheit der betroffenen Bevölkerung endlich gewährleistet wird.
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