EU-Gericht pfeift Syngenta zurück: Anfang vom weltweiten Ende für Paraquat
12. Juli 2007
Das Luxemburger Gerichtsurteil zeigt, dass nur eine Institution, die auf einem Auge blind war, Paraquat überhaupt zulassen konnte. Syngenta selbst leidet lange schon unter dieser Einäugigkeit: In einem Bericht über die aktuelle Situation bei Unfällen, Suiziden und Umweltauswirkungen stützte sich der Basler Agrochemiekonzern – genau wie die Kommission – auf eine Studie aus Frankreich. Dieser wurde entnommen, dass bei einer korrekten Applikation mit Schutzanzügen akute Auswirkungen vermieden werden können. Unterschlagen wurde jedoch die entscheidende Schlussfolgerung der Studie, dass nämlich Rückenspritzgeräte, da potentiell verantwortlich für schwere Unfälle, nicht mehr verwendet werden sollten. Würde diese Massnahme umgesetzt, hätte dies markante Auswirkungen auf den Absatz von Paraquat weltweit. Ebenso blind waren EU-Kommission und Syngenta bezüglich der zahlreichen Studien, die Zusammenhänge von Paraquat mit der Parkinsonschen Krankheit aufzeigen.
Gegenüber Analysten wie der breiten Öffentlichkeit bemühte sich Syngenta stets, die Wichtigkeit des europäischen Paraquat-Markts für den Konzern hinunterzuspielen. Selbst wenn dies finanziell stimmt, verschweigen sie damit die Tatsache, dass der europäische Entscheid ein Fanal ist und die Gefahr von Verboten in anderen Ländern sowie freiwillige Verzichte von Anwendern stark erhöht.
Die Erklärung von Bern fordert Syngenta auf, das Produkt nach dieser Niederlage nun endlich weltweit vom Markt zunehmen. Unzählige Studien belegen klar, dass durch Paraquat jährlich zehntausende Anwender vor allem in Entwicklungsländern vergiftet werden. Wer trotz diesem Wissen das Produkt weiterhin – und mit teilweise aggressiven Werbemassnahmen – vermarktet, macht sich für die unzähligen Opfer mitverantwortlich.
Das Gerichtsurteil findet sich unter:
curia.europa.eu/jurisp/cgi-bin/form.pl?lang=DE&Submit=rechercher&numaff=T-229/04