Fair Fashion? EvB bewertet Modefirmen und hilft beim ethischen Kaufentscheid
15. November 2010
Von 77 angeschriebenen Firmen mit Eigenproduktion und drei Detailhändlern haben 54 den ausführlichen Fragebogen der EvB/CCC beantwortet – deutlich mehr als in den letzten Erhebungen 2008 und 2009. Vor allem die bislang sehr verschwiegene Outdoor-Branche ist um mehr Transparenz bemüht. Die deutschen Firmen Schöffel und VAUDE, welche in der Firmenbewertung 2010 noch schlecht abschnitten, haben mittlerweile sogar angekündet, noch dieses Jahr der Fair Wear Foundation (einer Verifizierungsstelle mit den höchsten Branchenstandards) beizutreten, was weitere Verbesserungen erwarten lässt.
Doch bei weitem nicht alle Firmen machen vorwärts. Schweizer Vertreter wie Charles Vögele, Schild oder Triumph begnügen sich weiter mit Minimalstandards und verpflichten sich weder dazu, ihren Näherinnen einen Existenzlohn zu bezahlen, noch dazu, ihre Bemühungen von unabhängiger Seite überprüfen zu lassen. Zwar verfügen zunehmend mehr Firmen über einen Verhaltenskodex, doch stellt sich die Frage, inwiefern sie diesen auf Fabrikebene auch umsetzen und ob er die reale Einkaufspolitik einfliesst.
15 angefragte Firmen gaben keinerlei Auskunft darüber, wo und wie sie produzieren lassen. Darunter sind sechs der zehn erstmals mit evaluierte Streetwear-Anbieter (Burton, Carhartt, Etnies, Nikita, Nitro und Rip Curl). Auch Ottos Warenposten liess den Fragebogen unbeantwortet und stattdessen durch seinen Anwalt juristische Schritte androhen, falls die EvB/CCC ihre Einschätzungen zur Firma publiziert.
Soziales Engagement, faire Produktion und modische Nachhaltigkeit werden zu immer unschärferen Marketingfloskeln. Mit ihrer als „Shopping Guide“ publizierten Firmenbewertung gibt die EvB/CCC den KonsumentInnen eine unabhängige Orientierungshilfe zur bewussten Kaufentscheidung. Zusätzlich zu den ausführlichen Unternehmensporträts im Internet gibt es einen ethischen Einkaufsführer für die Handtasche, der bei kostenlos bestellt werden kann.