Freisetzung dank Lobbying: bald Gentech-Insekten von Syngenta?

London/Zürich, 08.11.2012 - Die britische Oxitec entwickelt für die Landwirtschaft gentechnisch veränderte Insekten. Die kleine Firma ist eng mit dem Schweizer Agrarkonzern Syngenta verbandelt. Um mit dem mobilen Gentech-Material möglichst schnell Geld verdienen zu können, nehmen die Firmen direkt Einfluss auf internationale Regulierungen. Dies zeigt ein von den Organisationen GeneWatch UK, Testbiotech, Corporate Europe Observatory, EvB und SWISSAID veröffentlichter Bericht.

Mit finanzieller und personeller Unterstützung von Syngenta hat Oxitec gentechnisch veränderte Pflanzen-Schädlinge entwickelt. Auf den Cayman-Inseln sowie in Malaysia und Brasilien hat die Firma, deren Top-Management aus Ex-Syngenta-Personal besteht, bereits im grossen Stil gentechnisch veränderte Insekten freigesetzt. Diese sollen sich mit der natürlichen Population paaren und nicht lebensfähige Nachkommen erzeugen. Werden die Pläne zur Kommerzialisierung dieser Gentech-Schädlingsbekämpfung umgesetzt, würden Abermillionen genetisch manipulierter Insekten in der Landwirtschaft eingesetzt. Über Oliven, Tomaten, Zitrusfrüchten und Kohl können so tote Gentech-Larven in unseren Nahrungsmittelkreislauf gelangen.


Der brisante NGO-Report zeigt auch das aggressive Lobbying der (Ex-)Syngenta-Leute. Zum Beispiel schwere Interessenskonflikte in jener Arbeitsgruppe der Europäischen Lebensmittelbehörde, die Richtlinien für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Insekten erstellt. Kein Wunder zeigt der Richtlinienentwurf deutliche Defizite. So werden etwa die Auswirkungen der gentechnisch veränderten Insekten auf die Lebensmittelherstellung nicht berücksichtigt. Die Oxitec-„Produkte“ sind so entwickelt, dass sie schon im Larvenstadium sterben, ihre Rückstände künftig also in Tomaten, Oliven und Kohl enthalten sein können. Lebendige Gentech-Insekten könnten sich zusammen mit ihren Pflanzen auch unkontrolliert in andere landwirtschaftliche Betriebe und andere Länder ausbreiten.


Der Bericht dokumentiert zudem Fragen zu einem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) finanzierten Projekt, das es Oxitec ermöglicht hat, bei der Freisetzung gentechnisch veränderter Moskitos die üblichen Genehmigungsverfahren zu umgehen und von den brasilianischen Behörden eine Genehmigung für die Freisetzung von 16 Millionen Tieren zu erhalten. Helen Wallace, Direktorin von GeneWatch, warnt denn auch: „Die Öffentlichkeit wird schockiert sein, wenn sie herausfindet, dass gentechnisch veränderte Insekten ohne wirkliche Überwachung freigesetzt werden können. Zur Gewährleistung risikogerechter Richtlinien gilt es jegliche Interessenkonflikte bei den dafür notwendigen Entscheidungsprozessen auszuschliessen.“