Gewerkschaftsfreiheit im Korsett
13. Juni 2000
Pressemitteilung der Clean Clothes Campaign vom 13. Juni 2000
Bodywear liegt im Trend. Darüber freut sich besonders der in der Schweiz ansässige ehemalige Korsett-Hersteller Triumph - International. Als intim gelten für diesen familär geführten Weltkonzern lediglich noch die Gewinnzahlen. Die Konzernleitung ist aber scheinbar nicht bereit, ihren Erfolg mit den Beschäftigten zu teilen. Triumph verweigert ihren philippinischen Angestellten einen Tageslohn von 20.- Franken, was laut den Regierungsstatistiken den Lebenshaltungskosten entsprechen würde. Die, im südostasiatischen Vergleich relativ hohen Löhne blieben weit hinter der Teuerung zurück. Die Beschäftigten forderten daher diesen Minimalbetrag, was einer 50-prozentigen Lohnerhöhung entsprochen hätte. Die Gewerk¬schaft BPMTI entschied sich schliesslich für einen Streik, welcher am 24. Februar 2000 gewaltsam, unter Einsatz von Holzknüppel und Wasserwerfern beendet wurde. Obwohl die Beschäftigten seit Anfang März an ihre Arbeits¬plätze zurückgekehrt sind, wurde nun allen 21 Mitgliedern der Gewerk¬schaftsführung gekündigt.
Die im letzten Herbst begonnenen Kollektivverhandlungen gelangten nach mehreren Zugeständnissen der Gewerkschaften an einen toten Punkt. Die Firmenleitung von Triumph – Philippinen wollte lediglich rund 14.- Fr. pro Tag, d.h. um maximal 15% höhere Löhne bezahlen. Für das Unternehmen sei das geforderte Lohnniveau mit den umliegenden asiatischen und selbst mit einigen europäischen Ländern kaum mehr konkurrenzfähig. Die Angestellten wären bereit gewesen, für gut 16.- Fr. am Tag zu arbeiten. Die Gewerkschaft verweist dabei auf die Gewinne des Unternehmens, die selbst während der asiatischen Krise 1997 und 1998 angehalten haben. Auch fürs letzte Jahr wurde der Gewinn – ohne Zahlenangaben - von der Konzernzentrale in Zurzach als „sehr zufriedenstellend“ kommentiert.
Entlassungen bei Triumph International auf den Philippinen
Das philippinische Ministerium für Arbeit und Beschäftigung wies Ende Februar die ArbeiterInnen an, den Streik zu beenden. Zwei Tage danach wurde die Streikposten durch Schlägertrupps des Managements und durch die Polizei gewaltsam niedergerissen. Dabei wurden an die 100 GewerkschafterInnen verletzt und acht von ihnen festgenommen. Am 4. März rief die Gewerkschaft dennoch dazu auf, an die Arbeit zurückzukehren. Ohne eine Entscheidung des Arbeitsgerichts abzuwarten, wurde nun aber sämtlichen 21 Gewerkschaftsleuten gekündigt. Dadurch wird das weitere Bestehen der Gewerkschaft BPMTI (New Unity of Workers in Triumph International - Philippines, Inc.) gefährdet und die Organisationsfreiheit der Angestellten hintertrieben. Die Gewerk¬schaft ersuchte die europäische Clean Clothes Kampagne - für gerecht produzierte Kleider um Unterstützung. Die daraufhin an die Konzernleitung gerichteten Protestbriefe blieben bisher unbeantwortet. Triumph wird aufgefordert, die GewerkschafterInnen wieder einzustellen und die international verbindlichen Arbeitsrechte einzuhalten und minimale Sozialstandards zu wahren.
Die Erfahrungen der Clean Clothes Campaign mit Arbeitskonflikten belegen die zentrale Bedeutung der Gewerkschaftsfreiheit. Solange die Organisation der Beschäftigten durch skrupellose Geschäftspraktiken verhindert wird, werden meist weder existenzsichernde Löhne bezahlt noch überlange Arbeitszeiten verhindert. Der Druck der mächtigen Konzerne wie Triumph – International verursacht daher oft skandalöse Arbeitsverhältnisse. Die „Kampagne für gerecht produzierte Kleider“, welche in der Schweiz von Brot für Alle, der Erklärung von Bern und dem Fastenopfer getragen wird, fordert seit längerer Zeit die Textilfirmen auf, einen sozialen Verhaltenskodex einzuhalten und überprüfen zu lassen, welcher die Organisationsfreiheit garantiert und ein Recht auf Kollektivverhandlungen zusichert.
Hintergrund zu Triumph - International
Das Unternehmen entstand 1886 als Korsett-Hersteller in Süddeutschland, wo heute noch ein grosser Teil der Modedesigner angesiedelt ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Triumph zum führenden Produzenten für Unterwäsche und Bademode Europas und errichtete Tochterfirmen in ganz Westeuropa und später auch in Asien und in Lateinamerika. Mittlerweile haben einige Mitglieder der Gründerfamilien den Schweizer Pass und der Hauptsitz mit 140 Verwaltungsangestellten wurde nach Zurzach (AG) verlegt.
Die insgesamt 35'600 Beschäftigten konnten im letzten Jahr mit einem Umsatz von 2,38 Mrd. Franken ein Wachstum von 8,2 Prozent erzielen. Auf den Philippinen und in Thailand hat der Weltkonzern zusammen gegen 1600, meist weibliche Beschäftigte. In den Jahren der Asienkrise wurden Gewinne von 172 Mio (1997) und 98 Mio. Fr. (1998) erzielt. Für das vergange Jahr wurde der Gewinn nicht beziffert und lediglich als „sehr zufriedenstellend“ bezeichnet.