Glencore: Erster Nachhaltigkeitsbericht bleibt reine Absichtserklärung
8. September 2011
Der „Glencore Sustainability Report 2010“ verdient diesen Namen nicht. Denn ein relevanter Nachhaltigkeitsbericht braucht heute zumindest folgende Elemente: Glaubwürdige Problemanalysen, konkrete Messgrössen und Indikatoren und vor allem konkrete Massnahmen zur Erreichung klarer Ziele. In Glencores gestern publizierter Hochglanzbroschüre sucht man all dies vergebens. Stattdessen werden einzelne unüberprüfbare Zahlen ohne Kontext und ein paar assortierte Wohltätigkeitsgeschichten aus der PR-Küche feilgeboten.
Inhaltlich steckt Glencore damit noch in jener Frühphase der Diskussion um Corporate Social Responsibility (CSR), als diese gerne mit karitativem Engagement verwechselt wurde. Dass davon fast alle konkreten Beispiele handeln, zeigt: Obwohl Glencore seit 38 Jahren im Rohstoffgeschäft ist, waren die ökologischen und sozialen Folgen ihrer Aktivitäten im Süden in der Zuger Zentrale bislang kein Thema. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass der Bericht den rein formalen Standards der Global Reporting Initiative (GRI) genügt.
Aussagekräftige Zahlen werden im Bericht äusserst sparsam publiziert. Statt sich um mehr Transparenz im eigenen Geschäft zu bemühen, unterstützt Glencore lieber internationale Initiativen, die Regierungen und nicht Firmen unter die Lupe nehmen. So bekennt sich Glencore im Nachhaltigkeitsbericht zur EITI, einer globalen Transparenzinitiative für den Rohstoffsektor. In den derzeit 35 EITI-Mitgliedländern werden alle Zahlungen von Rohstoffkonzernen an Regierungsstellen und deren entsprechende Einnahmen miteinander verglichen – ein vielversprechendes Mittel zur Korruptionsprävention. Für Glencore aber bedeutet die EITI-Unterstützung keinerlei zusätzliche Transparenzpflicht. Und Fehlverhalten von Firmen wie etwa Glencores aggressive Steuervermeidung in Sambia, werden von EITI weder abgedeckt noch sanktioniert. Dabei verstossen solche Steuerpraktiken eklatant gegen das Ziel und den Geist von EITI, wonach primär die lokale Bevölkerung von „ihren" Bodenschätzen profitieren soll.