H&M und Levi‘s wollen Sandstrahlung stoppen: EvB hofft auf Signalwirkung für Jeansbranche
9. September 2010
Jeans mit einem „used look“ sind hip. Für Arbeiterinnen, die diesen optischen Effekt mit Sandstrahltechnik erreichen, hat diese Modeerscheinung aber tödliche Konsequenzen. Denn um den gewünschten optischen Abriebeffekt zu erzielen, wird unter Hochdruck Sand auf die Jeans geblasen. Manuelle Sandstrahler sind hohen Konzentrationen von quarzhaltigem Staub ausgesetzt, was vielfach schon innert sechs Monaten bis zwei Jahren zur „Silikose“ führt, einer unheilbaren und immer wieder tödlichen Lungenkrankheit. Selbst mit Schutzmassnahmen – die selten angewendet werden – besteht ein hohes Erkrankungsrisiko.
Allein in der Türkei wurden bis Mai 2010 45 Todesfälle durch Silikose bekannt. Laut CCC-Schätzungen waren zwischen 2000 und 2009 rund 10`000 Menschen als Sandstrahler tätig. Davon dürfte etwa die Hälfte von der Krankheit betroffen sein. Nach einer türkischen NGO-Sensibilisierungskampagne hat das Gesundheitsministerium im März 2009 die Sandstrahltechnik bei der Jeansproduktion in der Türkei offiziell verboten. Recherchen der CCC und ihrer türkischen Partnerorganisationen lassen aber darauf schliessen, dass sich daraus nur eine Verlagerung der Produktion in Länder mit noch schwächerer Gesetzgebung wie China, Bangladesch, Ägypten oder Indien resultiert hat.
Die EvB/CCC verurteilt die Sandstrahltechnik in der Textilindustrie, weil sie das Leben zumeist junger Migrantenarbeiter aufs Spiel setzt. Sie ruft alle Jeansproduzenten und die zuständigen Regierung auf, dieses fatale Produktionsverfahren unverzüglich einzustellen. Die EvB/CCC fordert Markenfirmen und Retailer auf, dem Schritt von Levi‘s und H&M zu folgen, und darüber hinaus durch geeignete Verifizierungsmassnahmen die Durchsetzung dieses Stopps sicherzustellen.