Kambodscha: Europäische ArbeitsrechtsaktivistInnen verhaftet
11. März 2013
Die protestierenden TextilarbeiterInnen machten auf die illegale Entlassung von 41 Mitgliedern der unabhängigen Gewerkschaft C.CAWDU aufmerksam, dies nach brutalen Übergriffen der Polizei und von vom Fabrikmanagement angeheuerten Schlägern. Sieben Streikende wurden mit Eisenrohren und mit Nägeln besetzten Holzstöcken angegriffen und verletzt, darunter sogar eine im fünften Monat schwangere Arbeiterin. Die Fabrik ist bekannt für ihre guten Beziehungen zur örtlichen Polizei und für ihr brutales Vorgehen gegen KritikerInnen. Nach Angaben der ArbeiterInnen produziert das Unternehmen Bekleidung u.a. für bekannte Marken wie Esprit, Diesel oder VF Corporation.
Die fünf VertreterInnen der Clean Clothes Kampagne (CCC) wurden nach dem Besuch der Protestversammlung zu einer örtlichen Polizeistation gebracht, wo sie über sechs Stunden festgehalten und befragt wurden. Die österreichische CCC-Aktivistin Michaela Königshofer zeigt sich schockiert: „Die Tatsache, dass die kambodschanische Polizei Aktivistinnen und Aktivisten von internationalen NGOs festnimmt, nur weil wir uns mit Arbeiterinnen und Arbeitern vor dem Fabrikeingang getroffen haben, sagt sehr viel über die Menschenrechtssituation und die Organisationsfreiheit in diesem Land aus. Wieso werden wir festgenommen und nicht die Leute, die diese Arbeiterinnen und Arbeiter schlagen?“ Die fünf konnten schliesslich kurz vor Mitternacht die Polizeistation wieder verlassen - begleitet von mehr als 50 Personen, die sich vor der Polizeistation versammelt hatten, darunter viele der streikenden ArbeiterInnen, lokale GewerkschafterInnen und MitarbeiterInnen von Arbeitsrechtsorganisationen.
„Das Management von E Garment setzt alles daran die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Gewerkschaftsaktivistinnen und -aktivisten und unsere europäischen Kolleginnen und Kollegen einzuschüchtern. Solche Aktionen müssen gründlich untersucht und vor Gericht gebracht werden", sagt Ath Thorn, Präsident der Gewerkschaft C.CAWDU. Die Streikenden verlangen in erster Linie die Wiedereinstellung der unrechtmässig entlassenen ArbeiterInnen und die Bezahlung der durch den Streik ausstehenden Löhne. Sie fordern das Fabrikmanagement und die Polizei auf, die gewalttätigen Einschüchterungsversuche zu beenden. „Auch die CCC lässt sich nicht so leicht einschüchtern und wird den Fall E Garment aufmerksam weiterverfolgen. Die Vorkommnisse in Phnom Penh haben ganz klar gezeigt, dass hier mit Unterstützung der Polizei wirtschaftliche Interessen vor Menschen- und Arbeitsrechten Vorrang haben. Wir fordern von den Unternehmen, die in Kambodscha produzieren lassen, diese Missstände nicht zu tolerieren und sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Fabriken einzusetzen“, resümiert CCC-Aktivistin Michaela Königshofer.