Neste Oil und AngloGold Ashanti am Davoser Public-Eye-Pranger
28. Januar 2011
Mit den Public Eye Awards 2011 prämieren die EvB und Greenpeace zwei Konzerne, die exemplarisch für jene WEF-Mitglieder und Unternehmen stehen, deren soziale und ökologische Vergehen die Kehrseite einer rein Profit orientierten Globalisierung zeigen. Für die Vergiftung von Land und Menschen beim Goldabbau in Ghana erhält der südafrikanische Bergbaukonzern AngloGold Ashanti den von einer Fachjury verliehenen Public Eye Global Award. In seiner Davoser Laudatio berichtete Daniel Owusu-Koranteng, Präsident der Betroffenenorganisation WACAM, von „Minenabfällen, die Flüsse und Brunnen kontaminieren, aus denen ganze Dörfer trinken müssen.“ Zudem seien „in konzerneigenen Wachhäusern verschiedentlich Anwohner gefoltert“ worden, wobei es „auch schon Tote“ gab.
Den Web-basierten Public Eye People’s Award, der dieses Jahr mehr als doppelt so viele Menschen mobilisierte wie noch 2010, räumte mit 17’385 Stimmen Neste Oil ab und verwies damit BP (13’000) und Philip Morris (8’051) auf die Plätze. Der finnische Agrotreibstoffproduzent und bald schon weltgrösste Palmölabnehmer verkauft unter dem schamlosen Namen „Green Diesel“ europaweit Biodiesel. Die massiv steigende Palmöl-Nachfrage treibt die Regenwaldzerstörung in Indonesien und Malaysia, den letzten Refugien der vom Aussterben bedrohten Orang Utans zusätzlich an.
Den sich immer deutlicher abzeichnenden Schmähpreis vor Augen, hat sich Finnair noch in letzter Minute von einem geplanten Grossprojekt mit Neste-Kerosin zu distanzieren versucht.
Die Trägerorganisationen und Nominierenden der Public Eye Awards fordern von der Politik schon lange rechtlich verbindliche Regeln für mehr Unternehmensverantwortung. Die Zivilgesellschaft begrüsst deshalb die Richtlinien des UNO-Sonderbeauftragten für Unternehmen und Menschenrechte, John Ruggie, die staatlichen Schutz, wirtschaftlichen Respekt und juristische Opferhilfe fordern und Mitte 2011 im Menschenrechtsrat verabschiedet werden. Laut Ruggie dürfen Konzerne nur durch konsequentes „Knowing and Showing“ künftig erwarten, öffentlichem „Naming and Shaming“ wie durchs Public Eye zu entgehen.
Mehr Transparenz und Ethik bei Firmen möchte auch der Mitgründer des Projekts OpenLeaks, Daniel Domscheit-Berg, erreichen. „Beides entspricht einem schnell wachsenden gesellschaftlichen Bedürfnis“, meint der ehemalige WikiLeaks-Sprecher. Im Erfolg des digitalen Whistleblowings sieht Domscheit-Berg „ein eindringliches Signal an die Wirtschaftswelt. Wer Transparenz nicht proaktiv top-down etabliert, läuft zunehmend Gefahr, dass sie bottom-up durch Whistleblower geschaffen wird.“