Nordamerikanische Farmer warnen Schweizer Bauern vor der Gentech-Falle
25. Januar 2002
Tom und Gail Wiley sowie Percy und Louise Schmeiser haben einschlägige Erfahrungen mit Gentech-Pflanzen gemacht. Die Wileys pflanzen Sojabohnen, Mais und Weizen und betreiben Viehwirtschaft. Sie haben bis heute noch nie Gentech-Pflanzen angepflanzt. Vor dem Verladen einer Sojabohnenlie-ferung nach Japan wurde dennoch eine Gentech-Verunreinigung nachgewiesen. Der Kunde trat vom Kaufvertrag zurück.
Percy Schmeiser wurde im letzten Jahr schuldig gesprochen, widerrechtlich von Monsanto patentier-ten Gentech-Raps angepflanzt zu haben. Er bestreitet jedoch, den Roundup-Ready-Raps angepflanzt zu haben. Schmeiser musste den gesamten Gewinn aus seiner Ernte (19'832 Dollar) an Monsanto abliefern. Er hat gegen das Urteil Beschwerde eingereicht. Wileys und Schmeisers sind nicht die Einzigen: Auch Landwirte aus Westkanada beklagen sich über Gentech-Kontaminationen ihrer Felder. Ein Teil dieser Farmer hat deshalb am 10. Januar Monsanto und Aventis eingeklagt und fordert von den Gentech-Multis Schadenersatz.
In der Schweiz stehen in den kommenden Monaten Weichenstellungen auf dem Gebiet der Gentech-nik an: Im Juni wird der Nationalrat über die Gen-Lex entscheiden, wo unter anderem ein Moratorium für den Anbau von Gentech-Pflanzen zur Diskussion steht. Bis April läuft die Vernehmlassung zur Revision des Patentgesetzes. Die nordamerikanischen Farmer raten ihren Schweizer Kollegen, nicht in die gleiche Gentech-Falle zu tappen. Die Schweizer Landwirtschaft profitiert im Augenblick noch vom positiven Image der Gentech-Freiheit. Dieser ökologische und ökonomische Vorteil droht verlo-renzugehen, wenn die Gesetzgebung zugunsten der Profite von Agrochemiemultis aufgeweicht wird. Greenpeace und die EvB fordern die Schweizer Politiker auf, die Erfahrungen direkt Betroffener zu berücksichtigen und auf die Freisetzung von Gentech-Pflanzen sowie die Patentierung von Lebewe-sen zu verzichten.