Samichlaus mit Esel besucht FIFA-Präsident Sepp Blatter
5. Dezember 2002
Bevor er morgen die Zürcher Kinder besucht, klopfte der Samichlaus heute auf dem Zürcher Sonnenberg beim Weltfussballverband FIFA an. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der FIFA brachte der St. Nikolaus Nüsse und Mandarinen. Das Hauptgeschenk war aber für den FIFA-Präsidenten Sepp Blatter bestimmt: eine Petition mit 4381 Unterschriften, die von Brot für alle, der Erklärung von Bern und dem Fastenopfer während der Fussball-WM im letzten Sommer gesammelt wurden. Mit einer Postkarte oder einem Brief konnten die Forderungen der Clean Clothes Campaign unterstützt werden. Diese verlangt einen vollständigen Kodex mit Kontrollen für alle FIFA-Partner,. Zudem formulierten viele Leute eigene Ideen, wie die FIFA ihre soziale Verantwortung besser wahrnehmen kann. Diese Vorschläge wurden nun zusammen mit einer Auswertung der geäusserten Anliegen dem FIFA-Präsidenten gegeben (siehe Kasten).
Einen schwarzen Fleck im grossen Chlausenbuch trug dem Chef des Weltfussballverbands die Partnerschaft mit dem Sportartikelhersteller Adidas ein. Während Adidas im Glanz des Fussballfests sein Image aufpolierte, mussten viele Menschen unter unwürdigen Bedingungen für Adidas Sportbekleidung herstellen. Ein Dokumentarfilm im ZDF berichtete kürzlich über die Zustände in der Fabrik Chi Fung in El Salvador, in welcher auch Adidas-Trikots produziert werden. Monatelang wurde dort trotz Beschwerden verseuchtes Trinkwasser abgegeben. Während Monaten litten die Beschäftigten unter Magenschmerzen. Sepp Blatter blieb in solchen und auch in noch gravierenderen Skandalfällen bisher eine Antwort schuldig (www.cleanclothes.ch/d/Fairpay.htm). Nun sollte die FIFA endlich gegen solche Nachlässigkeit vorgehen und bei ihren FIFA-Partnern unabhängige Kontrollen durchsetzen.
Für Bemühungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Produktion von Fussbällen sprach der Samichlaus Sepp Blatter ein kleines Lob aus. Doch bei weniger als einem halben Promille der FIFA-Ausgaben (von jährlich rund 700 Millionen Franken) wäre ein grosses Lob übertrieben gewesen. Immerhin realisierte die FIFA gemeinsam mit dem UNO Kinderhilfswerk Unicef Projekte in Indien und Pakistan. Doch die Erfahrungen zeigten, dass die Reichweite der Projekte nicht auf die Fussbälle und nicht auf das Problem der Kinderarbeit beschränkt sein sollten.
Um dem Problem der unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei den FIFA-Partnern zu begegnen, wurde die Idee einer Versammlung aller betroffenen Kreise, der Stakeholder, kreiert. Neben den Partnern der FIFA, der Unicef und der ILO sollten vor allem auch die internationalen Gewerkschaftsverbände und die nicht-staatlichen Organisationen, darunter der Globale Marsch gegen Kinderarbeit und die Clean Clothes Campaign teilnehmen. Gleichzeitig mit dem Besuch des Samichlaus‘ senden am 5.12.02 die internationale CCC, der Globale Marsch und der internationale Gewerkschaftsbund (IBFG) einen Brief an Sepp Blatter. Darin wird zu einem Stakeholder-Meeting aufgrufen. In der Hoffnung darauf, dass sich auch Sepp Blatter bald für ein solches Treffen einsetzt, verzichtete der Samichlaus darauf, am FIFA-Hauptsitz eine Rute abzugeben. Dafür überreichte der Schmutzli dem FIFA-Präsidenten zum Vorbild ein Produkt aus dem fairen Handel: der Claro-/Helvetas-Fussball liegt jetzt beim FIFA-Präsidenten Sepp Blatter!