Schoggi-Industrie nach Bürgerkriegsende in der Elfenbeinküste besonders in der Pflicht
20. April 2011
Der seit einem Jahrzehnt währende Konflikt in der Elfenbeinküste wurzelt tief. Extrem niedrige Einkommen aus der Kakaoproduktion und fehlende Investitionen in die Weiterbildung von Bauernfamilien sind die Hauptgründe für die extreme Armut und Unzufriedenheit in der Region. Dies hat zur Verbreitung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit, zu von Gewalt zwischen Migranten und der lokalen Bevölkerung sowie zu einer Vernachlässigung von Umweltbelangen geführt. Unter all dem leiden vor allem die 800‘000 Kakaobauern, die das wichtigste Exportgut des Landes produzieren.
Die Kakao verarbeitenden Unternehmen erkennen diese massiven Probleme teilweise an. In den letzten zehn Jahren wurden mehrere Initiativen ins Leben gerufen, um dem zunehmenden Zerfall der Angebotskette von Kakao entgegenzuwirken, die alle beteiligten Akteure akut betrifft. Die nachhaltige Wirkung blieb aus: Die Armut in der ländlichen Elfenbeinküste hat in der Zwischenzeit zugenommen.
Mit Ostern und dem damit einhergehenden Schokolade-Spitzenkonsum vor Augen, hat die Universität von Tulane (New Orleans) ihren aktuellen Bericht über die Kinderarbeit in den Kakaoanbaugebieten Westafrikas veröffentlicht. Die bedrückenden Resultate belegen, dass die laufenden Anstrengungen der Schokoladenindustrie, die schlimmsten Formen von Kinderarbeit und Armut auf den Farmen abzuschaffen, die versprochenen Resultate bei weitem verfehlen.
Kakaoaufkäufer und –verarbeiter wie Nestlé, Mars, Kraft, Ferrero, Barry Callebaut, ADM und Cargill müssen den politischen Neubeginn in der Elfenbeinküste nutzen und unterstützen. Die aktuelle Situation bietet eine historische Chance und Verantwortung , um mit dem Aufbau transparenter Angebotsketten zu beginnen, die Kakaobauernorganisationen stärkt und die schlimmsten Formen von Kinderarbeit beseitigt. Zurück zur Tagesordnung zu gehen, nachdem der Export unter dem neuen Präsidenten wieder anläuft, ist keine Option.
Voice of Organizations in Cocoa in Europe ist ein europäisches Netzwerk von Nichtregierungs- organisationen und Gewerkschaften, das sich für einen nachhaltigen Wandel im Kakaosektor einsetzt. Es besteht zurzeit aus Oasis, STOP THE TRAFFIK, Oxfam Wereldwinkels, FNV Bondgenoten, Oxfam Novib, Tropical Commodity Coalition, Fairfood International, Südwind Institute und der Erklärung von Bern.