Schoggi-Umfrage: Schweizer Firmen bleiben Antworten schuldig, fordern an Kakao-Weltkonferenz in Westafrika aber mehr Nachhaltigkeit
20. November 2012
Einen ganzen Monat hatten die 19 Adressaten der dritten Schoggi-Umfrage Zeit, den achtseitigen EvB-Fragebogen zur Nachhaltigkeit ihrer Beschaffungspolitik zu beantworten. Fristgerecht getan haben dies einzig Halba, Stella, Frey, Bernrain, Lindt und Maestrani. Nestlé, Camille Bloch, Pronatec und Kraft Foods (neu Mondelez) schickten wenigstens Vertröstungsschreiben. Die übrigen Firmen haben sich entweder gar nicht gemeldet oder verweigern explizit jegliche Auskunft (z.B. Läderach). Die Befragung soll zeigen, ob und wie die Schweizer Schoggi-Unternehmen in ihrer Lieferkette auf die Einhaltung von Menschrechten und minimaler Arbeitsrechte hinarbeiten. Die erhobenen Daten bilden die Basis für Firmenporträts mit untereinander vergleichbaren Bewertungskriterien, die Ende Februar 2013 publiziert werden und den Konsumierenden als Orientierungshilfe beim Osterhasenkauf dienen sollen.
Intransparent waren auch die Vorarbeiten zur ersten von der International Cocoa Organization (ICCO) organisierten Weltkakaokonferenz, die heute in der Elfenbeinküste beginnt und an der viele Schweizer Firmen teilnehmen, aber auch die EvB Präsenz markiert. Die Empfehlungen der Abschlusserklärung wie auch die strategische „Global Cocoa Agenda“ zur Weiterentwicklung des gesamten Sektor wurden bereits entworfen, allerdings hauptsächlich hinter verschlossenen Türen und ohne Berücksichtigung der Kernprobleme Menschenrechte und Kinderarbeit. Auch die UNO-Richtlinien für Wirtschaft und Menschenrechte finden bislang keine Erwähnung in den auf industrielle Versorgungssicherheit und Produktivitätssteigerung fokussierten Dokumenten.
Obwohl die Konferenz nicht zufällig im Hauptproduktionsland Elfenbeinküste stattfindet, müssen die VertreterInnen der dortigen Kakaobauern und -bäuerinnen und andere südliche NGO Eintrittsgebühren von 295 Dollar bezahlen. Das lässt den Anspruch der OrganisatorInnen, alle Stakeholder erstmals an einen Tisch zu bringen, äusserst fragwürdig erscheinen, beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen einer Kakaobäuerin oder eines Kakaobauern doch gerade mal 900 Dollar. Bei EvB-Feldbesuchen im Vorfeld der Konferenz äusserten die PflanzerInnen zwei Hauptanliegen: Eine bessere Infrastruktur von der ivorischen Regierung und um mindestens ein Viertel höhere Preise von ihren AbnehmerInnen.