Schweizer Kohle auf Borneo: Zuger Minenkonzern bestreitet Mitverantwortung für Missstände

Im indonesischen Kalimantan kämpfen indigene Dayak mit einer Mine, die im Auftrag der in Zug ansässigen IMR Holding betrieben wird. Ob Landgrabbing oder die Verseuchung von Luft, Wasser und Erde: Die IMR-Tochter Borneo Prima verursacht mit ihrer Kohleförderung diverse Probleme. Im Februar 2022 behauptete der Anwalt und IMR-Chef Hans-Rudolf Wild noch, das Zuger Unternehmen trage dafür keine Verantwortung, weil es seine Anteile an der umstrittenen Mine verkauft habe. Recherchen von Public Eye aber zeigen, dass sie lediglich Holding-intern nach Singapur verschoben wurden.

Nach der Holz- und Palmölindustrie hat der Regenwald von Borneo einen neuen Feind: die Kohlekonzerne. Zu den Minen, die dieses einzigartige Ökosystem bedrohen, gehören jene der Genfer Mercuria und von Borneo Prima, die im Auftrag der in Zug ansässigen IMR-Gruppe operiert. Public Eye und die indonesische Umweltorganisation Walhi reisten mit Unterstützung des Basler Bruno Manser Fonds (BMF) nach Tumbang Olong, um sich ein Bild über die Methoden von Borneo Prima zu machen, die dort jährlich 2,3 Millionen Tonnen Kohle fördern. Seit der Mineneröffnung 2019 spürt die indigene Gemeinschaft der Dayake deren negative Folgen. Zum Staub von den zehntausenden Lastwagen, die jedes Jahr durchs Dorf fahren, kommt die Verschmutzung der Flüsse, der einzigen Wasserquelle für dessen rund 900 Einwohner*innen. Besonders dramatisch wird es laut Zeugenaussagen jeweils in der Regenzeit, wenn die Flüsse den Kohlestaub bis in die Häuser tragen.

In Tumbang Olong nutzt Borneo Prima die mündliche Tradition der Dayake-Gemeinschaft - und damit das Fehlen schriftlicher Eigentumstitel - aus, um sich widerrechtlich ihr Land anzueignen. Zudem machen Atemwegsprobleme inzwischen 30 Prozent der Konsultationen im örtlichen Gesundheitszentrum aus. Und ein Umweltverträglichkeitsbericht aus dem Jahr 2013 zeigt, dass das Unternehmen damals schon von den "erheblichen negativen Auswirkungen" wusste, die sein Bergbau auf die Wasserqualität haben. Dennoch wurde nichts unternommen, um die Bevölkerung und die Natur zu schützen. Der Regenwald im Herzen Borneos beherbergt mehr als 6000 endemische Pflanzen und viele bedrohte Arten. Kohleminen gefährden dieses fragile Ökosystem, während der wirtschaftliche Nutzen für die Menschen verschwindend gering bleibt oder ganz ausbleibt. 

Der BMF kritisiert diese Missstände seit mehreren Jahren. Im Februar 2022 behauptete der IMR-Verwaltungsratspräsident Hans-Rudolf Wild gegenüber der Sonntagspresse, das Unternehmen habe seinen 49-prozentigen Anteil an Borneo Prima verkauft und trage deshalb keine Verantwortung für deren Aktivitäten. Public Eye vorliegende Dokumente belegen jedoch, dass die IMR Holding diese Beteiligung lediglich konzernintern an eine Tochtergesellschaft namens IMR Asia Holding in Singapur verschoben hat. Auf Anfrage bestätigt Wild zwar die Änderung der Rechtspersönlichkeit, verweigert aber jede weitere Auskunft. "Seit die IMR Holding AG ihre Beteiligung an Borneo Prima aufgegeben hat, ist es nicht mehr meine Aufgabe, Ihre Fragen zu beantworten", meint der auf den Bau komplexer Konzernkonstruktionen spezialisierte Verwaltungsrat, Präsident oder Direktor von 45 Unternehmen.

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Fotos aus Borneo sind hier verfügbar.