Sicherheitsskandal bei H&M: 21 Tote nach Fabrikbrand in Bangladesch
11. März 2010
Vor genau zwei Wochen löste ein elektrischer Kurzschluss im ersten Stock einen Brand aus, der sich rasend schnell auf das gesamte Fabrikgebäude des H&M-Zulieferbetriebs Garib&Garib in Gazipur ausbreitete. Der Grund: falsche Lagerung hochentzündlicher Materialien. Weil zudem Notausgänge blockiert und Feuerlöscher kaputt waren, schloss das Feuer die ArbeiterInnen in den oberen Stockwerken ein.
Die Clean Clothes Campaign (CCC) wirft H&M schlampige Sicherheitskontrollen bei ihrem Zulieferer vor. Die Firma liess Strickware in der Fabrik produzieren und behauptet, ihr letztes Audit von Oktober 2009 habe keine Sicherheitsmängel gezeigt. Unternehmen wie das kanadische Marks Workwear House und der US-Supermarkt Wal-Mart hingegen bestätigen, aufgrund schlechter Sicherheitsbedingungen keine Ware mehr von Garib & Garib zu bestellen. Aber auch diese Markenfirmen haben es verpasst, rechtzeitig Massnahmen zu ergreifen um das Inferno zu verhindern.
Am 7. März erhielten die Familien der Getöteten 200`000 Taka (ca. 3000 CHF) Entschädigung. Diese Summe ist nicht ausreichend, es braucht vielmehr langfristige Lösungen mit regelmässigen Zahlungen für die Hinterbliebenen und Verletzten. Um solche Unfälle künftig zu verhindern, müssen die ArbeiterInnen zudem aktiv in die Sicherheitskontrollen einbezogen werden. Dazu müssen ihre gewerkschaftlichen Vertretungen gestärkt werden.
Die Brandkatastrophe kam nicht überraschend. Die bangladeschische Textilindustrie ist seit langem berüchtigt für ihre häufig skandalösen Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen. Schon im August 2009 war bei Garib&Garib ein Feuer ausgebrochen, das ein Todesopfer und sieben Verletzte forderte. Aufgrund vergleichbarer Vorfälle, die in Bangladesch seit 2000 schon 230 Menschenleben kosteten, fordern EvB, CCC und ihre bangladesischen Partner seit Jahren die Durchsetzung klarer und verbindlicher Sicherheitsstandards.
Heute startet eine europaweite Eilaktion der CCC, um H&M, die bangladeschische Regierung und das Management von Garib&Garib dazu zu bewegen, langfristige Entschädigungen und eine strafrechtliche Untersuchung in die Wege zu leiten.
Die Clean Clothes Campaign (CCC) setzt sich für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in der globalen Bekleidungsindustrie ein. Sie unterhält nationale Kampagnen in 14 europäischen Ländern und ein Netzwerk von 250 Organisationen weltweit. In der Schweiz wird die CCC-Arbeit von der Erklärung von Bern koordiniert und von 19 nationalen NGO mitgetragen.