Über 5'000 Unterschriften dem IOC überreicht
16. September 2004
Gestern wurde in Lausanne der Schweizer Olympia Appell dem Internationalen Olympischen Komitee IOC mit 5’183 Unterschriften überreicht. Zu diesen Unterschriften kommen 70 Sportvereine (mit total 18'029 Mitgliedern), die den Appell als Gruppe unterzeichnet haben. Vom wird IOC verlangt, dass wer am Olympia-Geschäft teilnimmt, existenzsichernde Löhne bezahlen muss und das Thema Sozialstandards genauso wichtig nehmen muss wie die Kosten und die Qualität. In diesem Sinne erwarten über 20'000 Sportlerinnen und Sportler vom olympischen Dachverband eine aktive Führungsrolle. Die rege Beteiligung an der Schweizer Kampagne und phantasievolle Aktionen in 7 Schweizer Städten sollte auch von Swiss Olympic und der Sportartikelbranche zur Kenntnis genommen werden.
Der Schweizer Olympiaverband befürwortet zwar die Bestrebungen der Kampagne «Play Fair bei Olympia», verlässt sich in der sozialen Frage aber auf das Engagement von IOC und der Industrie. Mit Switcher wählte Swiss Olympic einen offiziellen Ausrüster, der punkto Sozialstandards und Kontrollen führend ist. Wie Switcher stützt sich auch SportXX/Migros auf internationale Normen und lässt die Fabriken kontrollieren. „Dass sich die olympische Bewegung nicht auf die Sportbekleidungsindustrie verlassen kann, zeigen Athleticum, Dosenbach/Ochsner und Intersport“, weiss Stefan Indermühle von der Erklärung von Bern (EvB), „diese Firmen sind nach wie vor ein Teil des Problems und nicht Teil der Lösung (siehe Anhang).“ Mit Swiss Olympic wurde nun ein Treffen mit der EvB und dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) vereinbart.
Das Sponsoring und die Lizenzverträge im Umfang von 1,4 Milliarden US-Dollar (2000 bis 2004) standen im Widerspruch zum olympischen Geist. Es ist jetzt der richtige Moment, die Grundlage für eine echte, sportliche Leistung - im Sinne der Fairness - für Turin 2006 und Beijing 2008 zu schaffen. Das Komitee der Winterolympiade Turin 2006 (TOROC) hat bereits eine "Ethik-Charta" erlassen. Es erscheint aber fragwürdig, warum ethische Grundsätze von Olympiade zu Olympiade neu definiert werden müssen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sollte im Sinne des olympischen Geistes von den Sponsoren und Lizenznehmern generell soziale Standards und eine faire Geschäftspraxis einfordern. Das bedeutet nichts Unmögliches, sondern lediglich die Einhaltung der Gesetze und der weltweit anerkannten Mindestnormen der Internationalen Arbeitsorganisation der UNO (ILO).
Nachtrag vom 24. September 2004 zur Firma IntersportIntersport hat per 8.6.2004 ein Schreiben verfasst, wovon die Vertreter der Olympia-Kampagne leider erst am 21. September 2004 Kenntnis erhielten. Demnach ist Intersport bereit, „gemäss den Anforderungen der ILO, die Arbeitsbedingungen zu verbessern“. Mit den Lieferanten wird über den Intersport-Ethikkodex gesprochen. Dieser basiert jedoch nicht auf den ILO-Konventionen und ist im Vergleich zum Clean Clothes Modelkodex löchrig und ungenügend. Intersport vertraut daneben den sozialen und ökologischen Bemühungen der grossen Markenartikelfirmen. Dass deren Engagement noch nicht genügt, zeigen die Berichte über die Verhältnisse in den Kleiderfabriken. Es besteht also noch dringender Handlungsbedarf – immerhin zeigt sich Intersport interessiert am Dialog.