Wird Syngenta die Bauern in die Abhängigkeit treiben?
11. Oktober 2000
Sowohl AstraZeneca wie Novartis sind an der Entwicklung von Pflanzen mit der sogenannten GURTs-Technologie (Genetic Use Restriction Technologies) beteiligt. Es war die kanadische Organisation Rural Advancement Foundation International (RAFI), welche 1998 als erste auf diese Technologie und die damit verbundenen Gefahren hinwies. Der heute erscheinende Bericht baut auf den Vorarbeiten von RAFI auf. Am bekanntesten sind die sogenannten ‘Terminator’- Pflanzen, die gentechnisch auf die Produktion steriler Samen programmiert wurden. Doch auch die Traitor-Technologie, welche mit Hilfe von Genschaltern auch komplexe Eigenschaften (z.B. die Krankheitsresistenz) steuern kann, und die Bauern zwingt, jedes Jahr chemische Auslöser zu kaufen, ist höchst umstritten. Die zusätzlichen Kosten für die notwendigen Chemikalien können insbesondere für die Bauern des Südens ein existentielles Problem darstellen.1,4 Milliarden Menschen im Süden sind darauf angewiesen, ihre selbst-aufbewahrten, farmeigenen Samen als primäres Saatgut nutzen zu können.
Die Terminator- und Traitor-Technologien schränken auch die nationale Souveränität ein. Bisher war es den Staaten möglich, über die Sortenschutzgesetzgebung, das uralte Bauernrecht eigenes Saatgut aus der letzten Ernte aufzubewahren - zu schützen. Mit der Terminator-/ Traitor-Technologie wird dieses Recht ausgeschaltet.
Eine Patentrecherche hat ergeben, dass Syngenta, mit über 40% aller bekannten Patenten, den unrühmlichen Spitzenplatz bei der Entwicklung der sogenannten Terminator-/ Traitor-Patente inne hat. Die Erteilung von acht neuen Patenten in diesem Bereich an Novartis und AstraZeneca, allein in diesem Jahr, zeigt, dass die Forschung trotz weltweiter Proteste ungehindert weiter geht. Syngenta erforscht gegenwärtig u.a. die chemische Steuerbarkeit folgender Merkmale Fruchtbarkeit, Zeitpunkt der Blüte, Zeitpunkt des Spriessens, Alterungsprozess, Krankheitsresistenz.
Die Erklärung von Bern, Action Aid (UK), Genewatch (UK) und die Swedish Society for nature Conservation fordern von Syngenta, keine Pflanzen zu entwickeln, die ihre Eigenschaften nur unter Beigabe eines chemischen Auslösers entwickeln können, und auf diese Weise die Bauern in eine Abhängigkeit manövrieren. Aktivisten von der Erklärung von Bern und von ActionAid werden heute mit Aktionen in Basel und London dieser Forderung Nachdruck verleihen.
François Meienberg von der Erklärung von Bern „Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung von Syngenta sollen die Altlasten von Novartis und AstraZeneca über Bord werfen und sich auf sozial und ökologisch verträgliche Produkte konzentrieren. Eine Firma, die mit Genschaltern lebenswichtige Eigenschaften von Pflanzen und somit auch die Bauern kontrollieren möchte, zerstört ihr Image und schaltet sich somit längerfristig selber aus."
Ausführlicher Bericht „Süchtige Pflanzen abhängige Bauern; die Firma Syngenta und ihre umstrittenen Gentech-Patente".
Der Bericht kann auch bei der EvB (01 277 70 00) bestellt werden.