Die Verantwortung der Banken
3. Juni 2002
Lange Zeit richteten sich die Proteste von Umwelt- oder Entwicklungsorganisationen gegen zerstörerische Grossprojekte an die Adresse der Weltbank. Den wachsamen Augen der weltweiten NGO-Gemeinde ist es massgeblich zu verdanken, dass sich die Weltbank in den letzten Jahren aus einigen umstrittenen Finanzierungen in der Dritten Welt zurückgezogen hat. Nicht alle Projekte waren aber damit erledigt, oft sprang das private Kapital in die Lücke.
Die Geschäfte grosser Investmentbanken sind heute globalisiert
Bankenkonsortien finanzieren auch Staudämme, Kraftwerke, Minen und Ölförderung oder Pipelines in den Ländern des Südens. Damit werden sie Zielscheibe für Kritik an deren negativen Auswirkung für die lokale Bevölkerung oder die Umwelt. Banken reagierten oft mit Unverständnis. Auch die Credit Suisse betonte zunächst ihre begrenzte, rein finanzielle Rolle im Fall APP. Für die NGOs zählt dieser Unterschied nicht, denn ohne Finanzierung gäbe es weder die Grossprojekte noch ihre negativen Auswirkungen. Wer mithilft eine Zellstofffabrik zu finanzieren, kann nicht die Augen davor verschliessen, dass der Regenwald darin verschwindet. Wer Geld für eine Goldmine auftreibt, die Ihren Abraum ins Meer kippt, hat auch die toten Fische auf dem Gewissen. Wo Gespräche mit Bankenvertretern nicht mehr weiter führen, greifen NGOs auch zu anderen Mitteln. So riefen NGOs in den USA wegen der Rolle der Investmentbank Morgan Stanley bei der Finanzierung des chinesischen Drei-Schluchten-Staudamms zum Boykott ihrer Kreditkarte auf. Und in Deutschland wird im kommenden Monat zum ersten Mal ein Wanderpreis für das übelste von Banken finanzierte Projekt vergeben.