Festnahme von Rana Plaza-Überlebender überschattet Auszahlung der nächsten Entschädigungsrate
20. März 2015
Am 10. März 2015 stimmte das «Rana Plaza-Coordination Committee» der nächsten Runde von Entschädigungszahlungen an die Betroffenen des «Rana Plaza»-Fabrikeinsturzes zu. Damit erhalten über 5‘000 Anspruchsberechtigte weitere 30% der ihnen zustehenden Entschädigungssummen. Gesamthaft haben die Betroffenen somit auch knapp zwei Jahre nach der Katastrophe jedoch erst 70% der Entschädigung erhalten. Dem Fonds fehlen weiterhin US$ 9 Millionen, also knapp ein Drittel der geforderten Gesamtsumme von US$ 30 Millionen. Die restlichen Raten können erst getätigt werden, wenn der Entschädigungsfonds endlich wie vorgesehen geäufnet wurde.
Gefragt ist momentan vor allem Benetton, das letzte grosse, internationale Unternehmen, welches noch keinen Cent in den «Rana Plaza»-Entschädigungsfonds eingezahlt hat. Zwar veröffentlichte Benetton Ende Februar 2015 eine Stellungnahme, in der das Unternehmen seine Absicht bestätigte, sich am Fonds zu beteiligen. Benetton will sich vermutlich aber noch bis zum 2. Jahrestag des Unglücks damit Zeit lassen, bekanntzugeben, wann und wieviel sie zahlen.
Auch «The Children’s Place», eine US-amerikanische Firma, die in «Rana Plaza» produzieren liess, wehrt sich dagegen, endlich Verantwortung zu übernehmen. Am 12. März 2015 wurden während einer friedlichen Protestaktion am Hauptsitz des Bekleidungsunternehmens in den USA 27 AktivistInnen verhaftet, darunter eine Überlebende des Fabrikeinsturzes. Beim Versuch, auf polizeiliche Anordnung hin das Gebäude zu verlassen, veranlasste «The Children’s Place» deren Festnahme. Unter den Festgenommenen war neben der 18-jährigen «Rana Plaza»-Überlebenden Mahinur Begum auch die bangladeschische Gewerkschafterin Kalpona Akter. Die AktivistInnen forderten von «The Children’s Place», ihren Anteil zu erhöhen, damit eine angemessene Entschädigung der Betroffenen gewährleistet werden kann. Bisher hat «The Children’s Place» lediglich US$ 450‘000 in den «Rana Plaza»-Entschädigungsfonds eingezahlt.
Zwar wurden die Verhafteten zwei Stunden später wieder freigelassen. Es wurde jedoch Anklage gegen sie erhoben wegen Hausfriedensbruch. Nun droht ihnen ein Gerichtsprozess. Es ist absolut inakzeptabel, dass Betroffene wie Mahinur Begum auch knapp zwei Jahre nach der Katastrophe von den Unternehmen nicht nur im Stich gelassen werden, sondern auch noch dafür angeklagt werden, wenn sie sich für ihre Rechte zur Wehr setzen. Die Clean Clothes Campaign (CCC) fordert von «The Children’s Place», die Klagen unverzüglich fallen zu lassen.
Hintergrundinformationen und Aktionsmöglichkeiten gibt es auf der Website der CCC-Partnerorganisation International Labor Rights Forum.