Freihandel und Zwangsarbeit: Harry Wu berichtet
13. September 2012
Harry Wu engagiert sich seit Jahrzenten gegen Menschenrechtsverstösse in seinem Heimatland und ist Gründer und Leiter der renommierten Laogai Research Foundation in Washington, die sich gegen Zwangsarbeit in China einsetzt. "Ich bin wirklich schockiert", meinte der prominente chinesische Dissident Harry Wu, als er von den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China erfuhr.
"Laogai" bedeutet "Reform durch Arbeit. Mit seinen eindrücklichen Schilderungen der Zustände in den Zwangsarbeitslagern zog Wu das zahlreich erschienene Publikum an den Veranstaltungen in Genf und Zürich in seinen Bann. Denn Harry Wu kennt die Arbeitslager gut – während 19 Jahren war er selbst interniert. Im Interview mit dem Tages-Anzeiger spricht er über seine Erfahrungen und über die in den Zwangsarbeitslagern hergstellten Produkte, die auch auf den Schweizer Markt gelangen.
Harry Wu fordert von der Schweiz, dass sie sich im Rahmen des Freihandelsabkommens nicht nur um die aus dem Ausland bezogenen Waren kümmert, "sondern auch um die Menschen, die diese Waren herstellen". Sein deutlicher Appell an unser Land: die Schweiz muss Druck aufsetzen und ihre Bedenken zu den Arbeitsbedingungen, den ethnischen Minderheiten und der Religionsfreiheit in China klar äussern.
Die Schweiz braucht eine Aussenwirtschaftsethik - das ist auch die Forderung, die EvB-Handelspolitikexperte Thomas Braunschweig in einer Stellungnahme an die Schweizer Regierung stellt.