Zur Boss-AnalystInnen-Konferenz: Arbeitsrechtsverletzungen und Hungerlöhne
11. März 2015
Hugo Boss hat von 2009 bis 2013 seinen Gewinn verdreifacht und das Ergebnis vor Steuern für 2014 auf 437 Mio. Euro gesteigert. Doch von diesem Profit sehen die ArbeiterInnen bisher nichts – im Gegenteil: Statt sie am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen, halten die tiefen Löhne die NäherInnen in der Armutsspirale gefangen.
Zusätzlich zu den viel zu tiefen Löhnen berichten Hugo Boss-NäherInnen von Gewerkschaftseinschüchterungen, Verstössen gegen Überstundenregelungen und von sexueller Belästigung. „Ich respektiere das Unternehmen, ich respektiere meine Arbeit, warum respektieren sie mich nicht? Hugo Boss verhält sich bisher nicht verantwortungsvoll“, so eine türkische Hugo Boss Arbeiterin.
Rund die Hälfte der gesamten Hugo Boss-Produkte werden in osteuropäischen und türkischen Fabriken hergestellt. Der CCC-Bericht "Im Stich gelassen: Die Armutslöhne der ArbeiterInnen in Kleiderfabriken in Osteuropa und der Türkei" (2014) zeigt, dass in der gesamten Region die Differenz zwischen den gezahlten Löhnen und existenzsichernden Löhnen extrem gross ist. Auch bei Hugo Boss-Lieferanten wurde unser Befund bestätigt: Die meisten ArbeiterInnen verdienen Löhne unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Für den Bericht wurden NäherInnen bei einem Hugo Boss-Lieferanten in der Türkei interviewt. Sie verdienten zum Zeitpunkt der Recherche gerade mal durchschnittlich 326 Euro pro Monat – Überstunden und Zuschläge inbegriffen. Die nationale Armutsgrenze lag zu diesem Zeitpunkt bei 401 Euro/Monat, ein geschätzter Existenzlohn bei 890 Euro/Monat.