Good News: Costa Rica verbietet das Syngenta-Pestizid Chlorothalonil
17. Januar 2024
verboten. Das vom Schweizer Konzern Syngenta verkaufte Produkt verschmutzt Trinkwasserquellen
und bedroht die Gesundheit der Bevölkerung.
Im Juni 2023 berichteten wir, dass die costa-ricanischen Behörden seit Monaten gezwungen waren, die rund 10'000 Einwohner*innen zweier Dörfer im Hochland per Lastwagen mit Trinkwasser zu versorgen. Der Grund dafür: Die Quellen für das lokale Trinkwasser waren mit Abbaustoffen von Chlorothalonil verseucht. Dieses als wahrscheinlich krebserregend eingestufte Fungizid ist in der Schweiz und in der Europäischen Union verboten, wird aber in Costa Rica noch immer von Syngenta verkauft.
Reportage: «Auch das Wasser ist heilig»
Wie ein in Europa verbotenes Pestizid zwei Dörfern in Costa Rica das Trinkwasser raubt.
Die für unsere Reportage vor Ort gesammelten Aussagen von Betroffenen zeigten, dass die Bevölkerung in Angst lebte und sich Sorgen über die Risiken machte, die mit der Exposition gegenüber dieser Substanz verbunden sind, die seit Jahrzehnten ohne Kontrolle oder Einschränkung verwendet wird. Die Behörden gaben an, dass sie befürchteten, dass die Verschmutzung die gesamte landwirtschaftliche Region im Norden der Provinz Cartago, der Gemüsekammer des Landes, betreffen könnte, in der insgesamt über 65'000 Menschen leben.
Angesichts der unverantwortlichen Haltung von Syngenta, die trotz den nachgewiesenen Risiken weiterhin Chlorothalonil in Costa Rica vermarktet, hat die lokale Bevölkerung gerade einen grossen Erfolg erzielt. Am 30. November 2023 unterzeichnete Präsident Rodrigo Chaves Robles ein Dekret, das den Einsatz von Chlorothalonil mit sofortiger Wirkung verbietet, da «ernsthafte Bedenken» für die Gesundheit und die Umwelt bestünden und «das Recht auf Leben und Gesundheit zu gewährleisten» sei.
Die Bevölkerung von Cipreses hatte schon seit Jahren vermutet, dass das Wasser verschmutzt sei, und die Behörden alarmiert. Ihre Befürchtungen wurden durch Laboranalysen des Regionalen Instituts für die Untersuchung toxischer Substanzen (Iret) bestätigt, und im Oktober 2022 erklärte das Gesundheitsministerium das Wasser für ungeniessbar. Einige Wochen später ergaben Tests, dass die Quellen im nahe gelegenen Santa Rosa ebenfalls verseucht waren. Im April 2023 hatten die Ministerien für Gesundheit und Umwelt in einem gemeinsamen Bericht ein Verbot von Chlorothalonil empfohlen. Und im Juni hatten die Einwohner*innen von Cipreses und Santa Rosa die Unterstützung der Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofs erhalten, die der Regierung sechs Monate Zeit gab, um das Verbot umzusetzen. Dies ist nun geschehen.
Auch das Wasser der Lastwagen war verseucht
Die lokale Bevölkerung ist jedoch noch nicht aus dem Schneider. Die Abbauprodukte von Chlorothalonil bleiben extrem lang im Wasser, und die Quellen in der Region werden noch jahrelang verseucht bleiben. Darüber hinaus sind die verfügbaren Technologien zur Entfernung dieser Schadstoffe aus dem Trinkwasser für ein Land wie Costa Rica unerschwinglich teuer. Zu allem Überfluss haben die Behörden nun entdeckt, dass die Quellen, aus denen sie das Wasser entnahmen, das per LKW nach Cipreses und Santa Rosa gebracht wurde, ebenfalls mit Chlorothalonil verseucht sind.