NGO kritisieren „Blue Washing“ durch Global Compact
4. Juli 2007
Seit 2000 organisiert die Erklärung von Bern (EvB) das „Public Eye on Davos“ und trägt ihre Konzernkritik damit direkt vor die Tore des Weltwirtschaftsforums (WEF). Ebenso lang brandmarkt die entwicklungspolitische NGO den Global Compact als zahnlosen Papiertiger, der den inzwischen über 2000 unterzeichneten Unternehmen nicht zur Selbstverpflichtung sondern als Feigenblatt dient. „Dieses „Blue Washing“ schadet dem Image der UNO, aber auch der Entwicklung wirksamer Standards beim Trendthema „Corporate Social Resposibility“ (CSR). Wie weit Rhetorik und Realität hier nach wie vor auseinanderklaffen, zeigen die diversen ungeahndeten Verstösse gegen die zehn Global-Compact-Prinzipien“, sagt EvB-Sprecher Oliver Classen.
Daniel Mittler, CSR-Berater von Greenpeace International, fordert: „Statt bloss teure Gipfeltreffen zu organisieren muss die UNO endlich international verbindendliche Standards zur Unternehmensverantwortung setzen und für deren Einhaltung sorgen. Die Welt braucht von den Konzernen nicht noch mehr Absichterklärungen, sondern klar mess- und kontrollierbare Taten. Am wenigsten gebraucht werden jedoch GC-Mitglieder wie der Nuklearkonzern Areva, die den Klimainitiative des Global Compact dazu missbrauchen, um die gefährliche Atomkraft als Lösung für den Klimawandel anzupreisen.“
Die Leiterin des Bereichs Wirtschaftsbeziehungen bei Amnesty International, Audrey Gaughran, meint: „Wie andere auf Freiwilligkeit beruhende Initiativen leidet auch der Global Compact an Effektivitäts- und Glaubwürdigkeitsverlust. Ohne konkrete Rechenschaftspflicht und Überwachungsmechanismen kann das Potential dieser Vereinbarung für eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in und durch die Wirtschaftswelt nicht ausgeschöpft werden.“
Und Aftab Alam Khan, Leiter Handelspolitik bei Action Aid, fügt hinzu: „Solange der Global Compact Mitglieder wie den britischen Rohstoffriesen Anglo American hat und trotz zivilgesellschaftlichem Protest nicht ausschliesst, ist er das Papier nicht wert, auf dem seine Prinzipien stehen. Denn über seine afrikanische Tochter AngloGold Ashanti betreibt der Konzern in Ghana zum Beispiel Goldminen, unter deren ökologischen und sozialen Folgen die Lokalbevölkerung bereits seit Jahren massiv leidet.“