S.Oliver reagiert: Viele Worte, kein Existenzlohn.
10. August 2010
Zwar begrüsst S.Oliver "die Intention der asiatischen Grundlohnkampagne(...) flächendeckend existenzsichernde Löhne für asiatische Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie durchzusetzen." Gleichzeitig aber schränkt S.Oliver ein, dass sie als mittelständisches Unternehmen ohne eigene Produktionsstätten nur über eine "eingeschränkte(n) Verhandlungsposition gegenüber unseren Lieferanten " verfüge, "gerade bei Standards, welche strenger als die nationalen Gesetze sind und welche nicht von allen Abnehmern eingefordert werden, wie das beim asiatischen Grundlohn der Fall ist." Individuelle Ansätze hält S.Oliver für nicht zielführend und verweist dann auf ihre BSCI-Mitgliedschaft - wie CALIDA letzte Woche.
Die Existenzlohn-Kampagne hält dagegen, dass auch kleinere und mittlere Unternehmen ihre Verantwortung übernehmen können, wenn es ihnen ernst sei. Das Modell des Asian Floor Wage kann als Vorbild für einen eigenen Verhaltenskodex dienen.
Die BSCI-Mitgliedschaft ist kein Garant für einen Existenzlohn, im Gegenteil. So veröffentlichte die BSCI erst letzte Woche ein Statement auf ihrer Website, das unter anderem bezweifelt, ein Land wie Bangladesch könne seine Wettbewerbsfähigkeit aufrecht erhalten, sollten Existenzlöhne bezahlt werden.
Eine solche Aussage zum Zeitpunkt von massiven Protesten in Bangladesch setzt gegenüber asiatischen Regierungen genau die falschen Signale. In Bangladesch unterdrückt die Regierung gegenwärtig die Proteste der NäherInnen für mehr Lohn und rechtfertigt diese Repressionen mit der Angst um den Verlust ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
Gerade zum jetzigen Zeitpunkt bräuchte es von den Unternehmen jedoch klare öffentliche Statements, welche die Gewerkschaften und NGOs stärken und welche der Regierung signalisieren, dass den Standort Bangladesch bei einer Anhebung der Mindestlöhne nicht gefährdet sei.
Zu S.Olivers Mail sowie unserer ausführlichen Stellungnahme»