Geldanlagen

© Mark Henley / Panos Pictures
Immer mehr Menschen achten beim Einkauf auf fair und ökologisch produzierte Waren. Doch wie sieht es mit den Finanzen aus?

Das Wichtigste und Ernüchterndste gleich vorneweg: Die ideale Anlagemöglichkeit, die höchsten Ansprüchen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit genügt und dabei noch eine überdurchschnittliche Rendite abwirft, gibt es nicht. Für Geldanlagen gibt es zudem kein überzeugendes Gütesiegel. Zwar werden viele Anlageprodukte als «nachhaltig», «ethisch» oder «ökologisch» angepriesen, nach welchen Kriterien das Kapital aber angelegt wird, variiert stark, je nach Angebot.
Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, Ihr Geld so verantwortungsbewusst wie möglich anzulegen. Auch der grösste Kompromiss ist besser als eine konventionelle Geldanlage, bei der Rendite und Gebühreneinahmen die einzigen Richtgrössen sind.

Wie nachhaltig ist nachhaltig?

Die Vielfalt der Produkte spiegelt sich in einer Vielfalt von Begriffen wider: Es gibt Ökofonds, «ethisches Investment» und Nachhaltigkeitsprodukte, die den Anspruch haben, sowohl ökologische als auch soziale Aspekte zu integrieren. An dieser Stelle werden alle behandelten Anlagemöglichkeiten als «nachhaltige» Geldanlagen bezeichnet, unabhängig davon, ob sie eher eine ökologische, ethische oder sozial verantwortliche Ausrichtung haben. Der Nachhaltigkeitsbegriff selbst ist keineswegs widerspruchsfrei; so unterscheiden sich z. B.  die Kriterien der verschiedenen Angebote  je nach Deutung des Begriffs.

Globalisierte Finanzmärkte sind  alles andere als nachhaltig. Ihre auf kurzfristigen Gewinn und maximalen Shareholder-Value ausgerichtete Logik steht in fundamentalem Widerspruch zu dem, was ökologische und soziale Nachhaltigkeit erfordert.

Eine nachhaltige Wirtschaft muss mit sehr viel weniger Energie und Rohstoffen auskommen und sehr viel weniger Emissionen und Abfälle produzieren. Ob sie dann noch die hohen Renditeerwartungen der Finanzmärkte erfüllen kann, ist fraglich. Ebenso brauchen die neuen ressourcenleichten und energiesparenden Produkte und Produktionsprozesse grosse Investitionen in Forschung und Entwicklung, welche keinen kurzfristigen finanziellen Gewinn bringen.

Die gigantischen Summen spekulativen Kapitals, die fehlende Regulierung und die strukturelle Intransparenz wichtiger AkteurInnen machen die Finanzmärkte instabil und krisenanfällig. In ökonomischen Krisenzeiten wie aktuell,  haben diese Eigenschaften der Finanzsphäre besonders negative Auswirkungen auf die soziale und ökologische Nachhaltigkeit der betroffenen Länder. Hinzu kommt hinzu, dass die Dynamik der Finanzmärkte einen wesentlichen Anteil hat an der ungleichen Vermögensverteilung weltweit.

Was Sie von «nachhaltigen Geldanlagen» nicht erwarten können

  • Die meisten Angebote sind mehrheitlich nicht in einem umfassenden Sinn «anders». Sie werden ebenso wie «konventionelle» Produkte an Börsen gehandelt. Ihre AnbieterInnen sind Teil der globalisierten Finanzmärkte.
  • Erwarten Sie nicht, dass nachhaltige Anlagen zu einem deutlich verminderten Rohstoff- und Energieverbrauch oder zur Reduktion der Armut in der Welt beitragen.
  • Schliesslich gibt es keine Möglichkeit, ohne Risiko und persönlichen Einsatz viel Geld zu verdienen und dabei die Welt zu retten, auch wenn die Werbung für manche Anlageprodukte dies manchmal suggeriert.

Die Suche nach nachhaltigen Geldanlagen ist also immer die Suche nach dem Richtigen im Falschen. Weil dabei Kompromisse unvermeidlich sind, lautet das erste Gebot für einen verantwortlichen Umgang mit Geld: „Du sollst Dir eine Meinung bilden“. Dies betrifft Ihre Erwartungen an ein leistungsfreies Einkommen in Form von Rendite, Ihre Bereitschaft, Risiken einzugehen, Ihre Einstellung zu globalisierten Finanzmärkten, Ihre Erwartung an eine Bank und schliesslich, was Sie inhaltlich von einer nachhaltigen Anlage erwarten.

Public Eye setzt sich für ein Finanzsystem ein, das die Menschenrechte und die Umwelt achtet.

Durch indirekte Finanzierungen von riskanten  Grossprojekten verletzen die Grossbanken immer wieder Menschenrechte und wirken direkt an der Zerstörung der Umwelt mit. Mit Recherchen, Lobbyarbeit und Kampagnen arbeitet Public Eye daran, dass die Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS die UNO-Leitlinien zu Menschenrechten und Unternehmen in ihr Geschäftsmodell integrieren.

Indem wir die Öffentlichkeit auf die problematischen Geschäfte aufmerksam machen, hat jede Person die Möglichkeit, die Wahl ihrer Bank von deren Geschäftspraktiken abhängig zu machen.

Public Eye war eine Mitbegründerin der Alternativen Bank Schweiz, die als Ziel nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Förderung von sozialen und ökologischen Projekten hat.

Seit den 90er Jahren publizierte Public Eye verschiedene Dokumentation und ein Buch, um KonsumentInnen für nachhaltige Geldanlagen zu sensibilisieren.

Was Sie tun können

Gehen Sie bewusst und verantwortlich mit ihrem Geld um. Informieren Sie sich, wie die Firma, in die Sie – ob direkt oder indirekt – investieren möchten, Geschäfte tätigt und sicherzustellen versucht, dass sie keine Menschenrechte verletzt. Unser Geldanlagendossier zeigt Ihnen, auf was hierbei zu achten ist.

Diskutieren Sie das Thema Menschenrechte mit Ihrem Bankberater oder Ihrer Bankberaterin. Falls Sie mit den Antworten nicht zufrieden sind, wechseln Sie die Bank (wir empfehlen z.B. die Alternative Bank Schweiz) und sagen Sie Ihrer alten Bank, warum Sie das tun. Dies gilt nicht nur für an Geldanlagen interessierten Bankkunden – und Kundinnen: auch mit dem Geld auf Ihrem Sparkonto tätigt Ihre Bank Geschäfte, die unter Umständen Ihren Prinzipien zuwiderlaufen!