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Angestammtes Geschäftsfeld der Banken: Das Zinsdifferenzgeschäft
Das Zinsdifferenzgeschäft umfasst jene Geschäfte, die in erster Linie mit Banken assoziiert werden: Zum einen umfasst es die Bereitstellung von Konten, mit denen Geld aufbewahrt und gespart werden kann, sowie die Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Andererseits geht es um Kredite, mit denen es die Bank Individuen und KMUs ermöglicht, z. B. ein Haus zu bauen oder eine Investition zu tätigen. Für Gespartes erhält die Kundschaft von der Bank Zinsen, wer einen Kredit aufnimmt, zahlt Zinsen. Dabei zahlt die Bank den Kundinnen und Kunden einen niedrigeren Zins, als sie für Kredite verlangt. Die Bank kann sehr viel mehr Geld als Kredit vergeben, als sie Kundengelder in ihren Büchern hat. So deckt die Bank ihre Kosten und erzielt einen Gewinn.
Die Alternativbanken, die vielen Regionalbanken und Sparkassen, die Raiffeisenbanken und die kleineren Kantonalbanken sind vorwiegend bis ausschliesslich im Zinsdifferenzgeschäft tätig. Auch die Grossbanken sind im Zinsdifferenzgeschäft tätig, allerdings ist es für sie heute kein wichtiger Geschäftsbereich mehr.
Das Gegenteil des Zinsdifferenzgeschäfts: das Investment-Banking
Das Investment-Banking ist in vielen Aspekten das Gegenteil des Zinsdifferenzgeschäftes. Statt vieler Einzelpersonen gehören Regierungen, Grossunternehmen, Pensionsfonds und Hedge-Fonds zur Klientel. Im Investment-Banking gibt es weder Individualkonten, noch werden Kredite vergeben, vielmehr steht die Vermittlung einer Finanzierung zwischen KundInnen mit Kapitalbedarf und renditesuchenden GrossanlegerInnen im Zentrum.
Im Investment-Banking werden die Kundinnen und Kunden also bei der Geldbeschaffung auf den Wertpapiermärkten – entweder durch die Herausgabe von Aktien oder von Obligationen – beraten und unterstützt. Ebenso werden Übernahmen und Fusionen geplant.
Dabei entwickeln die Investment-Banking-Abteilungen selbst neue Wertpapiere und Derivate und handeln auf eigene Rechnung mit solchen Werten. Der Ertrag im Investment-Banking besteht nicht aus der Zinsdifferenz, sondern aus Gebühren und Provisionen sowie dem Gewinn (oder Verlust) im eigenen Wertpapierhandel. Das globale Investment-Banking wird von US-Banken dominiert, während die Schweizer Grossbanken im europäischen Investment-Banking zu den führenden Banken gehören. In den USA war es den Banken als Reaktion auf den grossen Börsencrash von 1929 zwischen 1933 und 1999 verboten, Gelder von KundInnen entgegenzunehmen und gleichzeitig risikoreiche Wertpapiergeschäfte zu tätigen. Deswegen entstanden auf der anderen Seite des Atlantiks reine Investmentbanken wie Bear Stearns, Lehman Brothers, Merrill Lynch, Goldman Sachs und Morgan Stanley.
Der Fall der Investmentbanken
Das Investment-Banking spielte eine grosse Rolle bei der Entstehung der Finanzkrise, die 2007 ausbrach und die bis heute gravierenden Folgen für die betroffenen Länder hat. Das Investment-Banking entwickelte komplexe Derivate, mit denen Risiken verschleiert und weitergegeben wurden. Weil die reinen Investmentbanken aber über wenig Eigenkapital verfügten und vor allem mit geliehenem Geld operierten, jedoch dabei sehr grosse Risiken eingingen, überlebten sie die Finanzkrise nicht:
- Die fünftgrösste Investmentbank Bear Stearns musste im März 2008 ihrem Zwangsverkauf an den Finanzkonzern J.P. Morgan Chase zustimmen.
- Lehman Brothers als Nummer vier war Mitte September bankrott und wurde als erste US-Bank nicht gerettet.
- Die drittgrösste Investmentbank Merrill Lynch wurde von der Bank of America übernommen.
- Die beiden letzten verbliebenen US-Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley wurden in gewöhnliche Geschäftsbanken umgewandelt.
Die Schweizer Grossbanken erreichten ihre wichtige Position im weltweiten Investment-Banking u. a. durch den Kauf von US-Banken. So übernahm beispielsweise die Credit Suisse die US-Investmentbank First Boston. Der UBS wurde ihre aggressive Expansionsstrategie in den USA zum Verhängnis. Das Investment-Banking der UBS verspekulierte sich massiv im Geschäft mit US-Immobilien-Derivaten. Mit Verlusten in Höhe von 48 Milliarden US-Dollar war sie im November 2008 jene europäische Bank, welche am meisten Geld verspielt hatte. Nur die Rettung durch den Bund bewahrte sie vor dem Bankrott.
Private Banking: Verwaltung grosser Vermögen
Unter Private Banking versteht man die Vermögensverwaltung für reiche Einzelpersonen. Der Name ist dabei Programm, denn die Kundinnen und Kunden erhalten einen sehr privaten und individuellen Service. Für diesen ist die Eintrittsschwelle hoch. Um als Private Banking-Kunde oder -Kundin akzeptiert zu werden, muss man zwischen einer halben und einer Million Franken Vermögen anlegen können. Die Private Banking-Kundschaft hat damit z.B. Zugang zu Hedge-Funds und anderen Anlagevehikeln, die normalen Bankkundinnen und -kunden nicht offenstehen.
Eine Schweizer Besonderheit sind Privatbankiers wie Pictet & Cie. Diese Banken sind natürlich im Private Banking tätig, sie sind aber zudem als Einzelfirmen, Kollektiv- oder Kommanditgesellschaften organisiert. Die TeilhaberInnen haften also mit ihrem Privatvermögen.
Private Banking ist für ausländische KundInnen das eigentliche Spezialgebiet des schweizerischen Finanzplatzes. Im grenzüberschreitenden Private Banking ist die Schweiz mit einem Marktanteil von ca. 27% an den gesamthaft verwalteten Vermögen weltweit führend. Lange Zeit wurde der grösste Teil dieser Gelder im Herkunftsland nicht versteuert. Unter dem Druck des Auslands hat sich die Schweiz endlich auf eine Weissgeldstrategie verpflichtet, die unversteuerten Altgelder bleiben aber eine Knacknuss.
Die UBS und die Credit Suisse gehören zu den weltweit führenden Banken im Private Banking. Die beiden Grossbanken dominieren dieses Geschäft auch in der Schweiz. Die Privatbanken (dieser Begriff ist weiter gefasst als die rechtlich geschützte Bezeichnung «Privatbankier») und die Niederlassungen ausländischer Banken sind auf das Private Banking spezialisiert. Die grossen Kantonalbanken sind ebenfalls aktiv.