Tally Weijl: ab wann endlich Existenzlöhne?
Hallo Tally Weijl
Vielen Dank für eure Antwort. In Bangladesch ist der gesetzliche Mindestlohn Anfang 2019 gestiegen, allerdings nach mehr als 5 Jahren zum ersten Mal und umgerechnet auf gerade einmal auf 92 Franken im Monat! Dass Tally Weijl die lokalen Gesetze einhält und den gesetzlichen Mindestlohn zahlt, erachten wir nicht als Leistung, sondern als absolute Basisanforderung. Ein existenzsichernder Lohn müsste nach der letzten Berechnung der Asia Floor Wage Alliance indes bei mindestens 433 Franken liegen – mehr als vier Mal höher als der aktuelle Mindestlohn! Macht Tally Weijl irgendwelche Schritte, damit der Lohn in euren Fabriken in Richtung Existenzsichernde Einkommen korrigiert wird? Wir haben dazu bisher nichts gehört von euch. Ihr habt uns zudem nur etwas zu Löhnen in Bangladesch mitgeteilt, doch wieviel verdienen denn die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Tally-Weijl-Kleidung in anderen Produktionsländern fertigen?
Es ist gut, dass Tally Weijl den Bangladesh Accord unterzeichnet hat und ihr eure Verantwortung für mehr Gebäudesicherheit für die Beschäftigten in euren dortigen Produktionsstätten wahrnehmt. Der Bangladesch Accord war eine Reaktion auf einen vollkommen unzureichenden gesetzlichen Gebäudesicherheitsstandard, der tausende Menschenleben gekostet hat. Durch dieses verbindliche Abkommen, das ihr und andere Unternehmen mit Gewerkschaften geschlossen habt, sind viele Fabriken in Bangladesch heute sicherer geworden. Ihr schreibt, dass ihr „dieselben Ansprüche und Ziele (…) auch betreffend Arbeitsbedingungen und Lohnpolitik habt“. Doch genau das können wir bislang nicht feststellen.
Gerne wüssten wir auch, in welchen Fabriken Tally Weijl herstellen lässt. Gegenüber der Accord-Geschäftsstelle habt ihr eure Fabriken in Bangladesch offengelegt und damit offenbar gute Erfahrungen gemacht. Wir finden: es ist an der Zeit, es vielen eurer internationalen Mitbewerber gleichzutun und eine komplette Liste eurer Produktionsstätten zu veröffentlichen!
Mit freundlichen Grüssen
Public Eye
Weitere Informationen
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Was wir von Tally Weijl schon wissen
Tally Weijl veröffentlicht keine Lieferanten und macht keine Angaben zu den konkreten Lohnhöhen der Arbeiterinnen und Arbeiter. Tally Weijl begründet die Intransparenz bei Löhnen mit Vertraulichkeitspflichten gegenüber seinen Lieferanten – für uns klingt das eher wie ein vorgeschobenes Argument, denn zumindest eine Veröffentlichung der niedrigsten Löhne und der Lieferkette wäre wohl problemlos möglich. Auch einen klaren Zeitplan oder eine konkrete Strategie für Existenzlöhne können wir bei Tally Weijl bisher nicht finden.
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Was wir von Tally Weijl wissen wollen: Anfrage an den Kundendienst
Viele Menschen wollen endlich konkrete Schritte gegen Ausbeutung sehen und verschicken daher unter dem Motto "Ausbeutung passt uns nicht" Anfragen an die Kundendienste von acht grossen Modefirmen, darunter Tally Weijl.
Der Text der Anfrage:
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Betreff: Ausbeutung passt mir nicht!
Lieber Kundendienst
Mir ist es wichtig, dass die Menschen, die meine Kleider herstellen, einen Lohn erhalten, der zum Leben reicht. Meine Fragen an Sie:
- Wann erhalten alle Arbeiterinnen und Arbeiter, die ihre Kleider produzieren einen solchen Existenzlohn?
- Welche Schritte unternehmen Sie ganz konkret, damit dieses Ziel erreicht wird?
- Sind Sie bereit Transparenz zu schaffen und Auskunft zu geben, in welchen Fabriken und zu welchen Löhnen Ihre Kleider heute produziert werden?
Freundliche Grüsse und herzlichen Dank für Ihre Antwort