REMINDER @Inditex: Flugmode stoppen!

Inditex setzt in der Logistik weiter massiv auf klimaschädliche Flugmode. 2023 stiegen die transportbedingten CO2-Emissionen des Mutterkonzerns von Marken wie Zara um 37% und erreichten ein Allzeithoch. Weil das Management bislang den Appell von mehr als 26’000 Menschen ignoriert und keine Kurskorrektur vornimmt, wenden wir uns nun auch an die Aktionär*innen des spanischen Fast-Fashion-Konzerns.

Flugtransporte von Mode sind eine grosse und völlig unnötige Quelle von Treibhausgasen. Deshalb hat Public Eye im Februar 2024 zusammen mit 26'192 Personen einen Appell an Inditex lanciert, den Wahnsinn der klimaschädlichen Flugmode zu stoppen. Leider gibt es keine Anzeichen für eine Kurskorrektur. Ganz im Gegenteil: Inditex legt auch im jüngsten Jahresbericht keine Pläne vor, um die Mode wieder auf den Boden zu holen, und die Transportemissionen sind im letzten Geschäftsjahr sogar drastisch angestiegen, um satte 37%!

Im Vorfeld der Generalversammlung vom 9. Juli 2024 erinnern wir Inditex an unsere Forderungen. 

Zugleich wenden wir uns auch an alle Aktionär*innen:

Nehmen Sie Ihre Verantwortung für das Klima wahr und bringen Sie Ihr Unternehmen auf einen zukunftsfähigen Kurs.

Unsere Forderungen an Inditex:

  1. Ziehen Sie ehrlich Bilanz und veröffentlichen Sie die Daten zu Frachtflügen und ihren Emissionen.
  2. Leiten Sie den schnellen und vollständigen Ausstieg aus der Flugmode ein. Setzen Sie klare Ziele und legen Sie eine Ausstiegsstrategie vor. 
  3. Bauen Sie Ihre Logistik um, damit diese ohne klimaschädliche Flüge auskommt. Nehmen Sie den Zeitdruck aus Ihrem Geschäftsmodell und zahlen Sie Preise an Ihre Lieferanten, welche die Kosten einer nachhaltigen Produktion einschliesslich existenzsichernder Löhne decken. Setzen Sie Ihren Rekordgewinn für diese Transformation von Inditex in ein. 

2023: Rekordanstieg von Transportemissionen

In Reaktion auf unsere Recherche stellte Inditex vor allem zwei Zahlen prominent heraus: Seit 2018 seien die transportbezogenen Emissionen um 13% zurückgegangen, und 2022 habe das Unternehmen die Luftfracht gar um 25% reduziert. 

Klingt gut? Leider zu gut. Inditex hat hier einfach ein einzelnes Jahr herausgepickt, in dem ausnahmsweise tatsächlich mal weniger geflogen wurde, was vor allem am Wegfall des bis zum Angriffskrieg wichtigen russischen Geschäfts liegen dürfte. Doch tatsächlich weist der langfristige Trend weiter nach oben (siehe Grafik). 2023 sind die im Inditex Jahresbericht ausgewiesenen transportbezogenen Treibhausgas-Emissionen gar um 37% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, die Flugfracht dürfte den grössten Anteil daran haben. Mit fast 2000 Kilotonnen CO2-Äquivalenten haben sie ein Allzeithoch erreicht. Nur ein Teil davon geht auf den Anstieg der verkauften Produkte zurück, denn auch pro Kilo sind die transportbezogenen Emissionen im letzten Jahr um 32% gestiegen. Ihr Anteil an den Gesamtemissionen liegt nun bei mehr als 12%. 

Kein Rückgang der Flugfracht am Inditex-Logistik-Hub Zaragoza

Dass der Rückgang von Inditex-Frachtflügen im Jahr 2022 leider nur ein temporärer Einschnitt war, zeigen auch die Daten zum Frachtumschlag am Flughafen von Zaragoza (siehe Grafik). Der allergrösste Teil der Ware wird hier für Inditex abgefertigt; der Konzern betreibt am Flughafen sein grösstes Logistikzentrum. Wenn der Modegigant nicht doch noch die Schubumkehr für den Klimaschutz einleitet, dürfte die Luftfracht in Zaragoza sogar noch zunehmen: 2025 soll ein weiteres, 286’000 m2 grosses Logistikzentrum in Flughafennähe in Betrieb gehen. Die Zahl der wöchentlichen Frachtflüge, die Medienberichten zufolge heute schon bei rund 50 liegt, droht nochmals anzusteigen.  

Inditex behauptet, Luftfracht sei meist nur für interkontinentale Entfernungen reserviert, bei denen Bahn- und Strassentransport keine Option und Seefracht nicht zeiteffizient sei. Doch selbst aus der Türkei lässt Inditex Mode einfliegen. 

Was positiv ist: Inditex widmet dem Thema Klimawandel und den daraus resultierenden Risiken viel Raum in seinem jüngsten Jahresbericht. Aber: wie wenig ernst Inditex das Flugmodeproblem nimmt, zeigt sich daran, dass das Thema in seiner Klima-Risiko-Analyse gar nicht erst diskutiert wird. Und auch im restlichen Jahresbericht wird Luftfracht nur gestreift: Als neue Massnahme zur Abmilderung der Flugemissionen preist Inditex lediglich ein Programm mit der Ölfirma Repsol, mit dem 5% des Kerosins auf den Flügen einer Fluggesellschaft in den Diensten von Inditex (Atlas Air) durch Biokraftstoffe ersetzt werden soll. Von der Grössenordnung her ist dies ein Tropfen auf dem heissen Stein. Und vor allem fragen wir uns, warum die begrenzten Kapazitäten der Kraftstoffgewinnung aus biogenen Abfällen ausgerechnet für vollkommen unnötige Modeflüge eingesetzt werden sollen. 

Inditex hält den Schlüssel zum Ausstieg selbst in der Hand: Sobald der Konzern seine absurd hohen Ansprüche an den Umschlag seiner Fast-Fashion mässigt, könnte das Kapitel Flugmode ad-acta gelegt werden. Einige Unternehmen zeigen bereits, dass globaler Modehandel auch gut ohne Luftfracht-Tempo auskommt. Es ist eine Frage des Willens des Verwaltungsrats sowie der Aktionär*innen von Inditex, diesen Schlüssel endlich einzusetzen.

Zara heizt mit tausenden Tonnen von Flugmode die Klimakrise an