Lukrative Giftgeschäfte in Brasilien
Highly Hazardous Profits (Public Eye, 2019)
Hochgefährliche Pestizide (HHPs) sind überall in Brasilien. Unsere Recherche zeigt, dass 7 der 10 meistgenutzten Substanzen im Land auf der Liste des Pesticide Action Network (PAN) stehen, und die ausgebrachten Mengen sind erschreckend. 2017 wurden auf Brasiliens Feldern gemäss unserer Analyse der Statistiken des brasilianischen Umweltministeriums IBAMA 370 000 Tonnen davon versprüht.
Damit ist Brasilien der weltgrösste Absatzmarkt für HHPs. Und ein Drittel der dort vermarkteten Pestizide sind in der Schweiz oder der EU nicht zugelassen.
Wir haben deshalb beschlossen, den Umfang dieses Giftgeschäfts zu untersuchen – und die Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Umwelt.
Alarmierte Zivilgesellschaft
Im Dezember 2018 trafen sich in Goiás im mittleren Westen Brasiliens Wissenschaftlerinnen und Aktivisten verschiedener Länder, um über die Probleme einer von wenigen Multis dominierten, industrialisierten Landwirtschaft zu diskutieren. Das zentrale Thema: der massive Pestizideinsatz, der im Zuge der zügellosen Liberalisierung des Weltmarkts seit den 90er-Jahren konstant zugenommen hat.
Ada Cristina Pontes Aguiar, medizinische Forscherin an der Universidade Federal do Ceará, zog eine besorgniserregende Bilanz:
Es gebe in Brasilien wahrscheinlich «keinen einzigen Menschen», der nicht in einem gewissen Masse Pestiziden ausgesetzt sei.
Mehrere Studien zeigen, dass die Zunahme von Krebs und anderen chronischen Leiden mit der exponentiellen Zunahme des Pestizideinsatzes in diesem Land zusammenhängt, wo Monokulturen riesige Flächen verschlingen. «Wenn nichts getan wird, riskieren wir eine regelrechte Epidemie», so die Expertin.
Sie steht mit ihrer Warnung nicht alleine da. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sowie weitere UN-Institutionen, Toxikologinnen und Toxikologen aus der ganzen Welt warnen vor den «katastrophalen Auswirkungen», die Pestizide «auf die Umwelt, die menschliche Gesundheit und die Gesellschaft insgesamt» haben, wie es die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Nahrung Hilal Elver 2017 in einem Bericht formulierte.