Die Schlussfolgerungen der UNO-Organisationen
Nicht alle Pestizide sind gleich giftig. Während gewisse Substanzen mit chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht werden und ihre Folgen sich erst nach einer gewissen Zeit zeigen, sind andere akut giftig, mit unmittelbarem Effekt. In manchen Fällen wirkt ein einziger Schluck tödlich.
Um die Risiken von Pestiziden zu reduzieren, empfehlen die FAO und die WHO, als «hochgefährlich» bezeichnete Pestizide – solche, die «anerkanntermassen besonders grosse akute oder chronische Gesundheits- oder Umweltrisiken aufweisen» – vom Markt zu nehmen und durch sicherere Alternativen zu ersetzen. Sie haben auch präzise Kritierien dafür definiert.
Ein wichtiger Paradigmenwechsel
Diese Position der UNO-Organisationen markiert einen Wendepunkt. Denn die Riesen der Agrarchemie behaupten seit Jahrzehnten, dass alle Risiken kontrollierbar seien – etwa mittels Programmen, die eine korrekte Anwendung der Produkte durch die Landwirtinnen und Landwirte fördern sollen. Dieser Ansatz ist nicht nur ungenügend, sondern schlicht illusorisch.
In ihren Leitlinien zum Umgang mit Pestiziden anerkennen die FAO und die WHO eindeutig, dass Staaten, aber auch Hersteller in der Verantwortung stehen, die giftigsten Substanzen vom Markt zu nehmen.
Diese klare, aber unverbindliche Aufforderung ist jedoch bislang weitestgehend wirkungslos geblieben.
Die Notwendigkeit eines internationalen Abkommens
Die internationale Regulierung von Pestiziden ist schwach und unzureichend. Sie beruht hauptsächlich auf dem International Code of Conduct on Pesticide Management, in dem es weder eine Handlungs- noch eine Sanktionsbefugnis gibt. Die einzigen verbindlichen Instrumente (Übereinkommen von Stockholm, Rotterdam und Montréal) sind sehr spezifisch und betreffen nicht alle Produkte.
Deshalb fordern UN-Expertinnen und -Experten die Aushandlung eines internationalen Abkommens über die gefährlichsten Pestizide. Das Pesticide Action Network (PAN) unterstützt dieses Vorhaben und hat im Januar 2018 einen detaillierten Vorschlag präsentiert.
Konkrete Anträge auf einen solchen Mechanismus wurden bereits 2012 und 2015 von der Gruppe der afrikanischen Staaten gestellt, unterstützt von Ländern der arabischen Region und Lateinamerika. Sie blieben jedoch ohne Ergebnis, weil sich die Pestizidproduktionsländer widersetzten – allen voran die USA und die Staaten der Europäischen Union.