Konzernmacht

Multinationale Konzerne haben in den letzten Jahrzehnten massiv an Macht gewonnen. Marktkonzentration, Intransparenz, Lobbyismus und Machtungleichgewichte werden immer mehr zum Problem: Konzerne versuchen zunehmend erfolgreich, politische Prozesse, Strukturen und Entscheidungen zum eigenen Vorteil so zu beeinflussen, dass die Gemeinwohlinteressen darunter leiden.

Die Marktmacht von Konzernen wächst und zeigt sich in der zunehmenden Konzentration in praktisch allen Sektoren: Immer weniger, dafür umso grössere, multinationale Unternehmen beherrschen weite Teile der globalen Wirtschaft und des damit verbundenen Kapitals. Längst agieren Konzerne über unzählige nationale Grenzen hinweg, optimieren ihre Konzernstruktur, zum Beispiel zur Steueroptimierung, und setzen auf Profitmaximierung. Konzerne bewegen sich dabei innerhalb eines Spektrums, das von der Ausnutzung von Marktmacht (illegitim, wie das Zahlen nicht existenzsichernder Löhne) bis zum Missbrauch von Marktmacht (illegal, wie Korruption) reicht. Vor dem Hintergrund einer sinkenden globalen Kooperation zwischen Staaten versuchen sich Konzerne zudem im gesellschaftlichen und politischen Diskurs als «Partner» und «Problemlöser» für Missstände zu inszenieren, die sie selbst verursacht oder befördert haben.

Building from Frank Gehry on the Novartis Campus in Basel © Shutterstock
Das Gebäude von Frank O. Gehry auf dem Novartis-Campus symbolisiert die zunehmende Macht der Konzerne.

Die zunehmende Machtkonzentration tangiert viele Bereiche unseres Zusammenlebens: Abhängigkeiten von internationalen Lieferketten; sich verschärfende soziale Ungleichheit; Machtasymmetrie zwischen Konzernen auf der einen, Arbeitnehmenden, Produzierenden und lokalen Gemeinschaften auf der anderen Seite; aber auch Verflechtung und Einflussnahme von Konzernen auf die nationale und internationale Politik. Intransparenz über die Geschäftstätigkeiten von Konzernen, Informations-Asymmetrie und Monopolstellungen begünstigen die systematische Einflussnahme wirtschaftlicher Akteure auf alle politischen Ebenen, was zu fehlender oder ungenügender Regulierung führt, demokratische Grundsätze gefährdet und den Weg zu einer Wirtschaftsweise verhindert, die sich am Gemeinwohl orientiert.

Was wir tun:

Public Eye weist Konzerne in die Schranken: Wir machen Konzernmacht sichtbar, ziehen Konzerne für ihr Verhalten zur Rechenschaft und fordern politische Regulierung im Bereich von Markt-, Handels- und Investitionsstrukturen. Einige Beispiele aus unserer Arbeit:

Weitere Informationen

  • Menschenrechtsverletzungen aufdecken

    Investigative Recherchen zum Rohstoffhandel, Pestizid-Exporten oder zu Armutslöhnen in der Textilindustrie.

    Mit Reportagen zeigen wir auf, welche Auswirkungen das Geschäftsgebaren der Schweizer Konzerne im Ausland hat, beispielsweise wie sich Glencore in Bolivien aus der Verantwortung stiehlt oder wie Syngenta jahrzehntelang Warnungen ignorierte, um sein hochgiftiges Pestizid im Markt zu halten.

  • Verantwortungsketten aufzeigen

    Globale Geschäfte - globale Verantwortung, auch in internationalen Lieferketten.

    Wir entflechten komplexe Wirtschaftsbeziehungen und zeigen, wer für Missstände in Produktionsketten die Verantwortung übernehmen muss, beispielsweise mit unserer Analyse zum Plantagenbesitz der Schweizer Agrarrohstoffhändler oder mit unserer Podcast-Serie «Wir müssen reden».

  • Transparenz auf allen Ebenen fördern

    Für Zahlungstransparenz im Rohstoffhandel, gegen Geheimrabatte auf Medikamenten.

    Wir decken auf, wie der Bundesrat der profitgierigen Pharmaindustrie in die Hände spielen will und wehren uns gegen Geheimrabatte auf hochpreisigen Medikamenten. Wir fordern gesetzliche Vorschriften zur Zahlungstransparenz, um illegale Finanzflüsse im Rohstoffhandel zu unterbinden. Wir beleuchten den bisher weitgehend unregulierten Onlinehandel im Modebereich und verlangen Transparenz bei den Herstellungsbedingungen.

  • Effektive Korruptionsbekämpfung einfordern

    Schluss mit den Schlupflöchern für Superreiche und zwielichtige Unternehmen.

    Wir haben mit einem zwinkernden Auge und einem «Handbuch für Wirtschaftskriminelle» die Brisanz der laschen schweizerischen Gesetzgebung aufgezeigt und fordern, dass der Bundesrat griffige Massnahmen zur Korruptionsbekämpfung umsetzt, unter anderem mit der Etablierung eines öffentlichen Registers für wirtschaftlich Berechtigte.

  • Machtmissbrauch stoppen

    Keine Gewinnmaximierung durch Patente in Monopolstellung.

    Wir zeigen, was sich hinter technischen Handelsbegriffen wie «TRIPS-Flexibilities» versteckt, weshalb diese Handelsvorschriften für die Wahrung des öffentlichen Interessens auf Gesundheit zentral sind und wie Big Pharma auf Kosten der Allgemeinheit Gewinnmaximierung betreibt. Wir haben bereits erfolgreich den Rückzug eines Patents von Novartis und damit einen Etappensieg gegen die Ausnutzung der Monopolsituation der Pharmamultis erwirkt und wehren uns weiterhin gegen einen Machtmissbrauch von Monopolstellungen.

  • Doppelstandards verhindern

    Was bei uns verboten ist, sollten wir auch nicht exportieren dürfen.

    Wir haben aufgedeckt, dass die Schweiz riesige Mengen an hierzulande verbotenen Pestiziden in Entwicklungs- und Schwellenländer exportiert und konnten erreichen, dass der Bundesrat den Export von 5 hochgefährlichen Pestiziden verbietet. Das reicht zwar noch nicht, ist aber ein Anfang.

  • Verbindliche Regeln und politische Aufsicht umsetzen

    Für ein neues Aussenwirtschaftsgesetz

    Wir zeigen, wie die Schweiz im Ausland agiert und fordern deshalb ein neues Gesetz, das der Schweiz einen verbindlichen Rahmen für umwelt- und menschenrechtskonforme Aussenwirtschaftspolitik setzt und dem Parlament eine starke Aufsichtsverantwortung für dieses Gesetz überträgt.

Unterstützen Sie unsere Arbeit Für mehr Konzernverantwortung